DIE Internet-Zeitung
Menschenrechtsverletzungen

Schmutzige Geschäfte für saubere Bilanzen

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Dem schwer angeschlagenen Bayer-Konzern dürfte die Nachricht gar nicht gefallen: Im "Schwarzbuch Markenfirmen", das am Mittwoch in die Buchläden kommt, erheben die Autoren schwere Vorwürfe gegen den Leverkusener Chemie- und Pharmariesen, der bereits mit seinem Cholesterin-Präparat Lipobay Negativ-Schlagzeilen macht. Die Bayer AG führe zusammen mit dem französischen Mineralölkonzern TotalFinaElf und der amerikanischen Hamburger-Kette McDonald's die "Hitliste der Bösen" an, schreiben Klaus Werner und Hans Weiss in ihrem Enthüllungsband über die "Machenschaften der Weltkonzerne".


Die Liste der Verfehlungen, die der Bayer AG vorgehalten wird, ist lang: Der Konzern importiere Rohstoffe aus Bürgerkriegsgebieten, finanziere unethische Medikamentenversuche, behindere Entwicklungsländer bei der Herstellung und Vermarktung lebenswichtiger Medikamente - etwa gegen Aids - und vertreibe gefährliche Pflanzengifte, behaupten Werner und Weiss. Sie stützen sich dabei auf Angaben von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sowie auf eigene Recherchen.

So reiste Klaus Werner in das Bürgerkriegsgebiet im Osten Kongos, wo Coltan-Erz abgebaut wird. Nach seinen Recherchen wird ein großer Teil dieses Erzes an das Bayer-Tochterunternehmen H. C. Starck im niedersächsischen Goslar geliefert, das daraus das Metall Tantal gewinnt. Wegen seiner hohen Dichte wird Tantal in Mobiltelefonen und Pentiumrechnern verwendet. Der Weltmarktpreis für den begehrten Rohstoff kletterte bis Januar 2001 auf 1.850 Mark pro Kilo. Werners Bericht zufolge finanzieren die Bürgerkriegsparteien im Kongo mit dem Erzverkauf ihre blutige Auseinandersetzung, die seit 1998 bereits 2,5 Millionen Menschenleben gefordert haben soll.

Der Enthüllungsjournalist beruft sich bei seinen Anschuldigungen unter anderem auf Aussagen des Nürnberger Coltan-Importeurs Karl-Heinz Albers. Nach dessen Angaben werden aus den kongolesischen Minen pro Monat etwa 200 Tonnen Coltan-Erz exportiert. Davon schlage seine Firma Masingiro 100 bis 150 Tonnen Konzentrat um. Den "Großteil" liefere er an H. C. Starck, sagte Albers dem Buchautor am Telefon.

Der Sprecher der Bayer-Tochter, Manfred Bütefisch, wollte Werner "keine Auskunft" geben, woher das in Goslar verarbeitete Coltan stamme. Das seien "interne Daten". H. C. Starck (Jahresumsatz: 1,3 Milliarden Mark) verarbeitet Brancheninsidern zufolge weltweit mehr als die Hälfte des edlen Metalls und liefert es weiter an die Elektronikindustrie. Ein wichtiger Abnehmer des Tantalpulvers aus Goslar ist laut "Schwarzbuch" die Siemens-Tochter Epcos. Andere Elektronik-Konzerne wie Nokia, Siemens, Ericsson und Motorola hätten sich auf Anfrage "zugeknöpft" gegeben.

Mitautor Hans Weiss, bekannt durch den Bestseller "Bittere Pillen - Nutzen und Risiken von Arzneimitteln", nimmt die Machenschaften großer Pharma-Konzerne unter die Lupe. Er tarnte sich als "Pharma-Consultant" und erlebte, dass ungarische Klinik-Direktoren ohne Weiteres bereit waren, ihre Patienten gegen harte D-Mark als "menschliche Versuchskaninchen" zur Verfügung zu stellen. Derartige unethische Tests seien in den 90er Jahren auch von der Bayer AG finanziell unterstützt worden, schreibt Weiss. So hätten bei zwei Studien in Europa und China Bluthochdruck-Patienten teils Scheinmedikamente (Placebos) und teils den Wirkstoff Nitrendepin (enthalten im Bayer-Medikament Bayotensin) erhalten. Die beteiligten Pharmafirmen und Ärzte hätten dabei "bewusst in Kauf genommen", dass zahlreiche Patienten Schlaganfälle oder Herzinfarkte erlitten. Insgesamt werden im "Schwarzbuch" 50 Markenfirmen von A wie Adidas bis W wie Wal-Mart wegen Menschenrechtsverletzungen oder Schädigung der Umwelt angeprangert. So verteile McDonald's mit seinen "Happy Meals" kleine Spielzeugfiguren, die von asiatischen Kindern für einen Hungerlohn hergestellt würden. Der DaimlerChrysler AG werfen die Autoren Handel mit Atomwaffen und Antipersonenminen vor, der Schuhhersteller Deichmann ("Markenschuhe so günstig") setze indische Gerbereiarbeiter hohen Gesundheitsgefahren aus.

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