Allein in Deutschland wird der Jahresgewinn der Frauen-Dealer mittlerweile auf 1,8 Milliarden Mark geschätzt, sagte Marion Böker vom Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess (KOK). Damit sei der Umsatz höher als im Drogenhandel. Jährlich werden den Angaben zufolge mit steigender Tendenz zwischen 120.000 und 500.000 zumeist osteuropäische Frauen nach Westeuropa verschleppt, verkauft und zur Prostitution gezwungen. Die Dunkelziffer sei beträchtlich. "Die moderne Form des Sklavenhandels hat in Europa Hochkonjunktur", sagte Schewe-Gerigk. Der jährliche Gewinn werde in Europa auf 7 bis 13 Milliarden Dollar geschätzt. Die Gefahr der Entdeckung sei mit etwa zehn Prozent äußerst gering.
Berlin sei die "Drehscheibe des internationalen Geschäfts mit der Ware Frau" und Deutschland europaweit das "Hauptanwerbeland". Während früher vorrangig Asiatinnen betroffen waren, würden heute meist Russinnen, Weißrussinnen, Ukrainerinnen, Litauerinnen und Lettinnen unter Vortäuschung falscher Tatsachen in den Westen gelockt.
Der Koalitions-Antrag sieht eine Ausweitung des Deliktes Menschenhandel auch auf Zwangsheirat und Zwangsarbeit vor. Zudem sollen betroffene Ausländerinnen, die vor Gericht als Zeugen gegen ihre Peiniger aussagen, bis zum Abschluss des Verfahrens geschützt werden und bis dahin auch ein Bleiberecht bekommen. Dieses müsse nach den Vorstellungen der Koalition auch noch weiter bestehen bleiben, wenn der Frau bei der Rückkehr in ihr Heimatland Gefahr drohe.
Schließlich will Rot-Grün einen Teil der beschlagnahmten Gewinne für die Betreuung und Entschädigung der Opfer verwenden. Bisher könnten die Betroffenen die Täter in den meisten Fällen nicht anzeigen, da sie sich selbst illegal in Deutschland aufhalten und gegen das Ausländergesetz verstoßen. Schewe-Gerigk beklagte, dass die Frauen in Deutschland als Täterinnen abgeschoben werden anstatt sie als Opfer zu betrachten.