Generalinspekteur Harald Kujat schätzt, dass in geraumer Zeit der Frauenanteil bei einer Bundeswehrstärke von 285.000 Angehörigen auf bis zu acht Prozent steigen wird. Noch zeichnen sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Vergleich zu anderen Armeen zwar "keine gravierenden Probleme zwischen Kameraden und Kameradinnen" ab. Das kann sich aber ändern, wenn immer mehr Frauen in die Streitkräfte strömen, gaben Militärexperten zu Bedenken.
Sexuelle Belästigung stellt beispielsweise in der amerikanischen, der britischen und auch der israelischen Streitmacht immer wieder ein ernstes Problem dar. Eine Umfrage des Washingtoner Verteidigungsministeriums ergab vor einiger Zeit, dass 55 Prozent der 90.000 befragten Soldatinnen sich sexuell belästigt fühlten. 41 Prozent gaben zu Protokoll, von ihren männlichen Kollegen in eindeutig sexueller Weise berührt worden zu sein. Und 14 Prozent der Soldatinnen erklärten, ihnen sei eine Beförderung für Sex angeboten worden. In der belgischen Armee sprachen 28 Prozent der Frauen von "offenen sexuellen Angeboten".
Oberfeldärztin Cordula Nakath verwies in Bonn darauf, dass es natürlich auch in der Bundeswehr wie in der zivilen Gesellschaft eine Dunkelziffer gebe, Frauen, die sich aus Scham nach einer sexuellen Belästigung nicht offenbaren wollen, "lieber alles verschweigen". Der Generalinspekteur mahnt seine Truppe unmissverständlich. Über jene sexuellen Handlungen und Verhaltensweisen hinaus, die ohnehin unter Strafe gestellt sind, umfasse sexuelle Belästigung auch: "Aufforderungen zu sexuellen Handlungen und Verhaltensweisen, sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts und Zeigen sowie sichtbares Anbringen pornografischer Darstellungen, die von den Betroffenen erkennbar abgelehnt werden". Penner stellte besorgt fest, zur Bundeswehr gehöre "offenbar eine besondere Form des sexuellen Schwadronierens". Es gebe die Neigung, sexuelle Übergriffe "zu vertuschen und zu verharmlosen". Er werde "genau aufpassen, wie die Truppe sich verhalten wird".