DIE Internet-Zeitung
Genua

Nach Polizeischüssen brutale Razzia gegen friedliche DemonstrantInnen

Am

Nachdem in Genua der 23-jährige Carlo Giuliani, der anlässlich des G8-Gipfels gegen die Globalisierung demonstrierte, mit einem Kopfschuss von der Polizei getötet und anschließend überfahren wurde, gab es in der Nacht zum Sonntag eine brutale Razzia der italienischen Polizei gegen friedliche DemonstrantInnen und unabhängige JournalistInnen. In Deutschland demonstrierten am Wochenende Menschen in mehreren Städten spontan gegen die Polizeischüsse in Genua. Erst vor wenigen Wochen hatte die schwedische Polizei am Rande des EU-Gipfels in Göteborg drei DemonstrantInnen mit scharfer Munition niedergeschossen und dabei eine Person getötet.


In der Nacht von Samstag auf Sonntag stürmte die Polizei die beiden Gebäude, in denen unter anderem unabhängige Medien, zahreiche Non-Vilolent-AktivistInnen und eine Rechtshilfe untergebracht waren. Die Polizei stürmte zunächst das Gebäude, welches dem gegenüber lag, in dem Indymedia untergebracht ist. Dabei wurde nach Augenzeugenberichten sofort mit einer unglaublichen Brutalität auf Schlafende eingeschlagen und eingetreten. Viele Wände und Heizungen seien mit Blut beschmiert.

In einer Zusammenfassung von Indymedia-Österreich steht: "Am krassesten war aber das Vorgehen der Polizei gegen 50 AktivistInnen, die gegenüber dem Medienzentrum, in einer, von der Stadt zur Verfügung gestellten, Schule übernachten wollten. Fast alle der in diesem Gebäude befindlichen Personen musste nach dem Polizeieinsatz - viele hatten Knochenbrüche oder stark blutende Verletzungen am Kopf erlitten - ins Krankenhaus eingeliefert werden. Noch Stunden nach dem Einsatz ist die Schule eher mit einem Schlachtfeld vergleichbar: eingeschlagene Fensterscheiben, zerstörte Türen und der Boden voll von Blut."

Vieles spricht dafür, dass diese Polizeiaktion von ganz oben angeordnet worden war. So waren Abgeordnete vor Ort. Später sei sehr viel staatstreue Presse hinzugekommen. Im Gebäude, in dem Indymedia und das Rechtshilfebüro untergebracht waren, sei es "nicht ganz so schlimm" gewesen. Ein Indymedia-Reporter aus England sei schwer verletzt, Computer, Technik, Mobilar zerstört worden.

Bei der Razzia soll Bildmaterial beschlagnahmt worden sein, das belege, dass staatliche "Agent Provokateure" die gewalttätigen Auseinadersetzungen mitinszeniert haben.

Mit "Mörder, Mörder"-Rufen waren Zehntausende bei der Demonstration am Samstag durch Genua gezogen, bevor auch diese an einer Stelle in Straßenkämpfe ausartete. Die Polizei trieb daraufhin die gesamte Demonstration laut Agenturberichten mit Tränengas und "auch sonst nicht gerade zimperlichen Mitteln" auseinander. Die Einsatzstrategie der Polizei, die häufig gewalttätige DemonstrantInnen so lange gewähren ließ, bis die Gewalt weiter um sich gegriffen hatte, um dann umso härter gegen alle Demonstranten - friedliche wie unfriedliche - vorzugehen, ist in Genua auch von vielen Journalisten und unabhängigen Beobachtern kritisiert worden.

In Deutschland gab es am Wochenende in mehreren Städten spontane Demonstrationen nach der Todesnachricht aus Genua. Dort war am Freitag ein junger Mann bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Globalisierungsgegnern ums Leben gekommen. Bei einem Schweigemarsch durch die Bonner Innenstadt gedachten am Samstag rund 200 Globalisierungsgegner des getöteten Demonstranten. In Hamburg und Magdeburg warfen Demonstranten am Freitagabend Scheiben von Großbanken ein, bei Auseinandersetzungen mit der Polizei wurde ein Beamter in Magdeburg leicht verletzt. Weitere Demonstrationen gab es in Köln, Göttingen, Bielefeld, Heidelberg und im sachsen-anhaltischen Burg.

Massive Misshandlungen nach brutaler Polizei-Razzia in Genua

G8-Globalisierungsgipfel

Nach einer brutalen Polizeirazzia am Rande des G8-Gipfels am vergangenen Samstag in der Unterkunft friedlicher GegnerInnen einer kapitalistischen Globalisierung verdichten sich die Hinweise, dass viele der bei der Aktion Inhaftierten auch anschließend auf dem Polizeirevier massiv mißhandelt und gefoltert worden sind. Zuvor war in Genua ein 23-jähriger Demonstrant von der Polizei mit einem Kopfschuss getötet worden. Während die Regierungschefs der acht führenden Industrienationen in Genua darüber verhandelten, wie die Verwertungsmöglichkeiten für die global agierenden Großkonzerne weiter verbessert und weltweit durchgesetzt werden könnten, sahen sich insbesondere friedliche GegnerInnen dieser Politik einer massiven Polizeigewalt ausgesetzt. Am Samstag, den 21.7.2001 um 23.56 Uhr stürmten Sondereinheiten der Carabinieri und der italienischen Polizei die Schule Diaz, in der GegnerInnen des G8-Gipfels übernachteten.

Die rund 200 Polizeibeamten haben eine Seitentuer eingeschlagen und sind mit lautem Gebrüll in das Gebäude gestürmt. Sekunden später konnten Leute vom gegenüberliegenden Independent Media Center lautes Geschrei vernehmen. Die in der Schule Anwesenden sollen brutal zusammengeschlagen und schliesslich alle verhaftet worden sein. Ein Großteil der Leute in der Schule wurde von SanitäterInnen auf Bahren hinausgetragen. Wie das unabhängige Medienzentrum "Indymedia" berichtet, waren sie schwer verletzt und blutbeschmiert, viele hatten Kopfverletzungen. Einige waren bewußtlos. Die allerwenigsten waren noch in der Lage zu laufen.

"Spiegel Online" zitiert Ingo Keil von Amnesty International: "Aus dem Haus kam niemand unverletzt raus." Die Polizisten hätten auf alle eingeschlagen, obwohl sie sich bereits auf den Boden gelegt hatten und sich nicht wehrten. "Ich hörte nur noch Schreie, von Menschen die geschlagen werden", wird ein weiterer Berliner zitiert, der sich auf dem Dach versteckt hatte.

Die Polizei soll einzelnen Demonstranten die Köpfe an die Wand geschlagen haben, Bild: Indymedia

Bei der Polizeiaktion ist ein Aktivist aus Berlin so schwer verletzt worden, dass er zwei Tage im Koma lag. Der Schwester des 21-Jährigen verweigerte die Polizei am Dienstag jedoch einen Besuch im Krankenhaus in Genua. "Ihnen wurde nur gesagt, er sei aus dem Koma erwacht, aber die Situation ist weiter lebensbedrohlich", sagte der Vater des Verletzten zu SPIEGEL ONLINE. Nach Angaben der Ärzte hat der junge Mann einen Bluterguss unter der Schädeldecke.

In dem Schulgebäude wurde laut "Indymedia" alles verwüstet, die 5 Computer kaputtgeschlagen, sämtliches Gepäck ausgeschüttet, Geld und Reiseausweise sowie Kameras etc. geklaut.

Nachdem alle in Krankenhaeuser und Knaeste abtransportiert worden waren, wurde bei der Besichtigung des Gebäudes überall Blut gefunden. Blut zwischen den Schlafsäcken, Blut auf den Klos, Blut im Treppenhaus. Überall, wo die Polizei Leute erwischt hat, die noch zu fliehen versucht haben, sollen sie auf der Stelle zusammmengeschlagen und misshandelt worden sein.

Zerstörte Computer nach dem Polizeieinsatz, Bild: Indymedia

Nach Angaben einer Krankenhausangestellten aus dem San Martino Krankenhaus in Genua waren die Verletzten in einem unvorstellbarem, furchtbarem Zustand. Sie berichtete von multiplen und komplizierten Frakturen, eingeschlagenen Schädeln und ausgeschlagenen Zähnen. Viele befanden sich in einem Schockzustand, waren kreidebleich, kaum ansprechbar und hatten Angst, überhaupt berührt zu werden. Einem Briten wurden die Rippen gebrochen, was zu schweren Lungenverletztungen führte. In einem anderen Fall wurden die Eltern informiert, dass sich ihr Sohn nicht mehr in Lebensgefahr befindet.

Viele wurden nach einer ärztlichen Erstversorgung im Krankenhaus von der Polizei verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Mindestens bis Dienstag durften AnwältInnen niemand sehen, die Krankenhäuser wurden von der Polizei abgeschottet. Es sollen Röntgenaufnahmen konfisziert worden sein. Der Schwester eines Schwerverletzten wurde gestern am Montag abend der Krankenbesuch verweigert.

Nach Presseangaben vom Sonntag wurden in der Schule 66 Personen festgenommen, 50 davon verletzt. Am Dienstag wurde berichtet, dass bei der gesamten Operation 93 Personen festgenommen wurden. Das schließe auch Personen ein, die sich in den umliegenden Strassen oder vor der Schule aufhielten. Nach der Inhaftierung wurden die polizeilichen Mißhandlungen fortgesetzt.

Am Montag konnte unter anderem der Europaabgeordnete Luigi Vinci von der Partei Rifondazione Comunisti einige inhaftierte Frauen sprechen. Sie gaben an, auf dem Polizeirevier in Genua beschimpft, geschlagen und auf dem Klo getreten worden zu sein. Wesentlich schlimmer sei es den inhaftierten Männern ergangen. Sie hätten an den Schreien gehört, wie diese die ganze Nacht gefoltert worden seien.

Auch eine Gruppe von Italienerinnen, die bereits am Samstagnachmittag verhaftet worden war, berichten von Schikanen auf dem Polizeirevier in Genua. Sie mußten sich 19 Stunden mit den Händen erhoben ohne Essen und Trinken an eine Wand stellen. Nach ihren Angaben waren die Polizisten offen organisierte Faschisten. Es gab permanente Beschimpfungen wie "scheißjüdische Zigeunerin", "Hasta la Victoria sempre" mit gleichzeitigem Hitlergruss. An den Wänden wurden Mussolinibilder gesehen. Auch eine Person, der vorher die Beine gebrochen worden waren, soll so lange geschlagen worden sein, bis sie sich irgendwie hingestellt habe. Es sei Tränengas in die Zellen geworfen worden sein, woraufhin eine Person Blut erbrochen habe.

Fast allen Frauen wird öffentlicher Widerstand vorgeworfen. Mindestens ein Mann, soll eine Angklage wegen versuchten Mordes bekommen. 15 ItalierInnen wurden inzwischen freigelassen. Die verbleibenden 78 Personen aus unterschiedlichen Ländern waren am Dienstag noch in Haft.

Das Polizeikonzept war am Dienstag Gegenstand einer Parlamentsdebatte in Rom. Innenminister Claudio Scajola verteidigte die tödlichen Schüsse auf den Genueser Carlo Giuliani als berechtigte Notwehr des Polizisten.

Bei den deutschen Grünen wird die Polizeitaktik zunehmend kritisch gesehen. Die Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele und Cem Özdemir meinten, dass die Eskalation der Gewalt durch die Polizeitaktik geradezu heraufbeschworen worden sei.

Auch die von den Organisatoren erhobenen Vorwürfe über eine angebliche Kooperationen zwischen den Gewalttätern des schwarzen Blocks und der Polizei erscheinen nicht mehr völlig abwegig. Italienische Zeitungen veröffentlichten am Dienstag Fotos von Vermummten, die bewaffnet aus einer Polizeiwache kommen. Laut "Spiegel Online" berichten Augenzeugen zudem von Autonomen, die sich unter den Augen der Polizei bewaffneten.

Und auch viele friedliche Demonstranten beschrieben die Polizeitaktik als merkwürdig. "Der Schwarze Block agierte fast ungestört", beobachtete ein Berliner Demonstrant, "während wir mit roher Gewalt vertrieben wurden". Solche Zeugenaussagen liegen nach Angaben der Protestorganisatoren dutzendweise vor. Das Material wird nun gesammelt und der Staatsanwaltschaft übergeben.

Am 25-07-2001

Erste Geständnisse nach Razzia

Europol deckt Kinderpornographie-Ring auf

Im Kampf gegen Verbreitung von Kinderpornographie im Internet ist dem Bundeskriminalamt (BKA) ein weiterer Erfolg gelungen. Nach einer bundesweiten Durchsuchungsaktion am Dienstagmorgen legten 9 der 34 Beschuldigten ein Geständnis ab, sagte BKA-Sprecher Norbert Unger am Nachmittag in Wiesbaden. Nach einer ersten Bilanz wurden 37 Computer, 2.700 CD-ROM und etwa 580 Videokassetten beschlagnahmt. Zusammen mit der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main waren insgesamt 37 Wohnungen und Arbeitsstätten in elf Bundesländern durchsucht worden. Festnahmen werde es zunächst keine geben, betonte Unger. Es würden die Personalien der Verdächtigen festgestellt. Die Aktion in Deutschland ist den Angaben zufolge Teil einer Polizeiaktion, die zeitgleich auch in England, den Niederlanden, Dänemark, Belgien, Italien und Spanien durchgeführt wurde. Deutschland bilde jedoch den Schwerpunkt der von Europol koordinierten Durchsuchungsaktion mit dem Namen "Twins". Zehn BKA-Mitarbeiter koordinierten die Durchsuchungen in der Bundesrepublik von Wiesbaden aus.

Endgültige Ergebnisse könnten erst bekannt gegeben werden, nachdem das Material gesichtet worden sei. "Das kann einige Wochen oder Monate in Anspruch nehmen", kündigte der BKA-Sprecher an.

Ausgangspunkt der europaweit gestarteten Durchsuchungen bildeten vor gut einem Jahr Hinweise der schwedischen Polizei, sagte das BKA. Wie häufig in Fällen von Kriminalität im Internet seien die Nachforschungen jedoch schnell international ausgeweitet worden. Seit Anfang des Jahres sei den Ermittlern bekannt, dass ein Großteil der weltweit etwa 50 Verdächtigen aus Deutschland komme.

Am 02-07-2002

Razzia gegen 0190-Dialer-Betrüger

Vier Festnahmen

Bei einer bundesweiten Razzia gegen betrügerische Internet-Firmen hat die Polizei 18 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Wie ein Sprecher des Hessischen Landeskriminalamtes am Donnerstag in Wiesbaden sagte, wurden dabei in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Hessen neben Geschäftsunterlagen 29 Computer sichergestellt. Vier Männer seien festgenommen worden, gegen einen von ihnen liege bereits Haftbefehl vor. Die fünf unter Verdacht stehenden Firmen hatten nach LKA-Angaben bei ihren kriminellen Machenschaften zusammengearbeitet. In den vergangenen beiden Jahren sollen sie an ahnungslose Internet-Nutzer massenhaft Grußkarten in Form von E-Mails verschickt haben. Bei deren Anklicken installierten sich verborgene "0190er"- und "0900er"-Internet-Einwahlprogramme auf den Rechnern der Betroffenen. Die Opfer entdeckten den Schwindel erst, als ihnen Telefonrechnungen in teilweise fünfstelliger Höhe ins Haus flatterten.

Bislang sind den Behörden 282 geschädigte Computernutzer bekannt. Die Staatsanwaltschaft Kassel, die das Sammelverfahren leitet, geht jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Betroffenen noch weitaus höher sein dürfte. Der von den Abzocker-Firmen angerichtete Schaden beläuft sich bislang auf 37 000 Euro.

Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation hatte kürzlich angekündigt, stärker gegen den Betrug mit so genannten Internet-Dialern vorgehen zu wollen. Die Behörde stützt sich dabei auf das neue Gesetz zur Bekämpfung des Missbrauchs von 0190er und 0900er-Rufnummern, welches die Rechtsposition des Verbrauchers und die Befugnisse der Regulierungsbehörde erweitert hat. Das Gesetz hat unter anderem Preisobergrenzen für 0190er- und 0900er-Nummern festgelegt, gilt unter Fachleuten aber weiterhin als völlig unzureichend.

Durch betrügerische Machenschaften sind fast ausschließlich Nutzer der mit dem Betriebssystem Windows mitgelieferten und daher weit verbreiteten, aber höchst unsicheren Software Internet Explorer und Outlook betroffen. Bei der Benutzung von alternativen Programmen wie Opera oder Mozilla können die betrügerischen Wählprogramme nicht automatisch installiert werden. Nutzer anderer Betriebssysteme wie des kostenlosen Linux sind gar komplett davor gefeit, selbst wenn sie die gefährlichen Links anklicken.

Am 25-09-2003

54 bayerische Fleischbetriebe bei Großrazzia überprüft

Fleischabfälle

Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Fleischskandal sind am Donnerstag in Bayern 54 Betriebe durchsucht worden. Dabei handelt es sich offenbar um alle Firmen, die im Freistaat als Zwischenbehandlungsbetriebe für die Verarbeitung von Fleischabfällen für Tierfutter zugelassen sind. Solche Fleischabfälle sollen illegal umetikettiert und in die Produktion von menschlichen Nahrungsmitteln geschleust worden sein. Die Staatsanwaltschaft Memmingen ermittelt in dem Fall. Die Anordnung für die Razzia kam aber von Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU). Er lässt derzeit auch prüfen, ob eine Rückholaktion von Lebensmitteln möglich ist, die mit dem zum Verzehr ungeeigneten Material verunreinigt worden sein könnten. SPD und Grüne wollen die Angelegenheit auch im Landtag auf die Tagesordnung setzen.

Über zwei bayerische Firmen in Deggendorf und Illertissen sollen nach Informationen des "Stern" Geflügelgerippe und Schweineschwarten, die höchstens zur Produktion von Tierfutter zugelassen waren, zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet worden sein. Die Lieferungen gingen dem Magazin zufolge in Deutschland an drei Verarbeiter von Geflügelfleisch und einen Gelatinehersteller, im Ausland an Wurstfabrikanten aus Litauen, Polen und Ungarn sowie einen französischen und einen italienischen Gelatinehersteller.

Die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Heidi Lück, kritisierte die staatliche Lebensmittelüberwachung als unzureichend. Man dürfe sich hier nicht auf die Selbstkontrolle der Unternehmen verlassen. "Bei den Bauern wird oft zu viel geprüft - wo die Schweinereien tatsächlich passieren, in der Industrie, da muss mehr kontrolliert werden", sagte Lück und kündigte eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema an.

Auch der bayerische Grünen-Agrarexperte Adi Sprinkart verlangte schnelle Informationen zu dem Thema. Er regte an, dass bereits am kommenden Donnerstag ein Vertreter des Ministeriums im Umweltausschuss Auskunft zur Struktur des Kontrollsystems geben solle. Der Landtagsabgeordnete und Biobauer betonte, er habe einen "ganzen Fragenkatalog" an das Ministerium.

Am 13-10-2005

Bundesanwaltschaft weist Kritik an Razzia bei G8-Gegnern zurück

Durchsuchungsbeschlüsse vorhanden

Die Bundesanwaltschaft hat Kritik an der bundesweiten Razzia bei G8-Gegnern zurückgewiesen. Die "gesetzlichen Voraussetzungen" für die Durchsuchungsaktionen seien in allen Fällen gegeben gewesen, sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Frank Wallenta, am 18. Mai in Karlsruhe. "Jeder Durchsuchung lag ein Durchsuchungsbeschluss des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs zugrunde", so Wallenta. Der Vorwurf linker Gruppen, die Großrazzia sei "willkürlich" gewesen, sei von der Hand zu weisen. Wallenta äußerte sich mit Blick auf die am 19. Mai geplante Demonstration mehrerer linker Gruppen vor der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Unter dem Motto "Jetzt erst recht" soll vor der hochgesicherten Behörde gegen "Repression und die Kriminalisierung" des Protests gegen den G8-Gipfel im Juni im Ostseebad Heiligendamm demonstriert werden.

Die Polizei wies auf den "Schutz der Demonstrationsfreiheit", aber auch auf die "Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" hin. Mit Ausschreitungen werde nicht gerechnet.

Bei Durchsuchungen von 40 Objekten in Berlin, Brandenburg, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen waren am 9. Mai vor allem Computer und schriftliche Unterlagen sichergestellt worden.

Demonstrationsaufruf

In dem Aufruf für die Demonstration vor der Bundesanwaltschaft am Samstag in Karlsruhe heißt es, "die Willkür" der Razzien habe sich bereits in der Wahl der durchsuchten Objekte gezeigt. "Die Razzien trafen zumeist öffentlich bekannte Räume wie die Rote Flora in Hamburg, das Bethanien oder den Buchladen Schwarze Risse in Berlin. Unter dem Vorwand des Verdachts auf 'Bildung einer terroristischen Vereinigung (§129a)' wurde so versucht, die gesamte Protestbewegung gegen den G8-Gipfel und andere (system-)kritische Gruppen und Einzelpersonen zu durchleuchten und einzuschüchtern."

Diese Interpretation sehen die Kritiker der Razzien durch ein Zitat eines Ermittlers der Bundesanwaltschaft vom selben Tag gegenüber "Spiegel Online" bestätigt: "Wir haben in den Busch geschossen, nun sehen wir, was und wer sich dort bewegt."

Die Durchsuchungen hätten "ein Ausmaß erreicht, wie es seit Jahren nicht mehr bekannt war", schreiben die Kritiker der Razzien. "Trotzdem gab es bislang noch keine eindeutigen Beweise oder Festnahmen, die diesen Einsatz rechtfertigen würden." Auch hier habe der Sprecher der Bundesanwaltschaft Andreas Christeleit den Verdacht bestätigt, dass keine Straftaten oder gar Terroranschläge verhindert werden sollten, "sondern es vielmehr darum ging, eine der größten Protestbewegungen mit gesellschaftlicher Relevanz der vergangenen Jahre zu kriminalisieren und zu spalten". Zitat Christeleit: "Die heutigen Untersuchungen sollten Aufschluss bringen über die Strukturen und die personelle Zusammensetzung von diesen Gruppierungen, und dienten nicht in erster Linie zur Verhinderung von konkreten Anschlägen. Dafür gab es keine Anhaltspunkte."

Der G8-Gipfel in Heiligendamm "bildet sicherlich den Höhepunkt der Repression wie die Wiedereinführung der innereuropäischen Grenzkontrollen oder die Verschärfung der Polizeigesetze in Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern zeigen", heißt es in dem Demonstrationsaufruf weiter. "Sie reihen sich aber nur in eine Vielzahl von Maßnahmen ein, die momentan die innere Aufrüstung vorantreiben." Die Vorratsdatenspeicherung, die Anti-Terror-Datei, die Speicherung biometrischer Daten, die fortschreitende Überwachung der Kommunikationsmittel und die Verschärfung der Gesetze würden vom Großteil der Bevölkerung "noch nicht oder nicht ausreichend als Bedrohung wahrgenommen".

"Wir wollen daher am Samstag, den 19. Mai nicht nur vor der Bundesanwaltschaft gegen die willkürliche und unverhältnismäßige Großrazzia am vergangenen Mittwoch protestieren, sondern auch gegen den Ausbau des staatlichen Sicherheitsapparats insgesamt". Gleichzeitig wolle man mit einem starken "Jetzt erst recht" zeigen, dass Versuche, Widerstand in gut und böse zu spalten nicht funktionierten.

Am 18-05-2007

Europäische Razzia gegen rechte Musikszene

"Celtic Moon" und "Werwolf Records"

Mit einer großangelegten Razzia sind europäische Fahnder am Mittwoch (27. August) gegen die rechte Musikszene vorgegangen. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main und des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden am Morgen in Dänemark und Finnland mehrere Objekte durchsucht und zwei Männer verhaftet. Bei ihnen handelt es sich laut dem Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Thomas Bechtel, um den 33-jährigen Deutschen Stephan G. und den 32-jährigen Dänen Flemming C. Beiden werden Volksverhetzung, Gewaltdarstellung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Als Verantwortliche des rechten Musikversands "Celtic Moon" sollen sie illegale Tonträger wie "Kommando Freisler - Geheime Reichssache" finanziert, in Auftrag gegeben und anschließend vertrieben haben. Die Männer hätten sich dazu Kontakten nach Australien bedient. Dort habe ein mutmaßlicher Komplize aus übersandten Aufnahmen Zehntausende CDs hergestellt und diese dann nach Dänemark verschickt.

Laut den Ermittlern haben Stephan G. und Flemming C. Verbindungen zu deutschen Musikgruppen, Musikmanagern und bekannten Anhängern der rechten Szene wie dem NPD-Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise. Heise gelte als Urheber diverser rechter CDs. Bereits im vergangenen Oktober ließ die Frankfurter Staatsanwaltschaft sein Haus in Thüringen durchsuchen.

Weitere Verbindungen sollen G. und C. zu dem illegalen CD-Versand "Werwolf Records" haben, der mit Heise bei der Produktion des zweiteiligen Samplers "Die Deutschen kommen" zusammenarbeitete. Die Durchsuchungen am Mittwoch in Finnland richteten sich den Angaben zufolge gegen Verantwortliche von "Werwolf Records".

Nach Darstellung des BKA und der Staatsanwaltschaft wurde der rechten Musikvertriebsszene mit der Razzia in ihrem vermeintlich "sicheren Vertriebsgebiet" ein "empfindlicher Schlag" versetzt. Die beiden Verhafteten Stephan G. und Flemming C. sollen nach Deutschland ausgeliefert werden.

Am 27-08-2008

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