DIE Internet-Zeitung
Bergamt warnt

Atomlager Morsleben droht einzustürzen

Am

Vom Atomendlager in Morsleben in Sachsen-Anhalt geht offenbar eine größere Gefahr aus als bislang befürchtet. Wie die in Halle erscheinende "Mitteldeutsche Zeitung" in ihrer Dienstagausgabe berichtet, warnen Experten des Bergamtes Straßfurt vor zunehmenden Sicherheitsrisiken. Es sei festzustellen, "dass im Zentralteil langsam fortschreitende Schädigungsprozesse ablaufen und damit ein fortschreitender Verbrauch an Sicherheit zu verzeichnen ist", zitiert das Blatt aus den bislang unveröffentlichten Unterlagen.


In dem Gutachten werde unter anderem darauf hingewiesen, dass ruckartige Bewegungen der Gebirgsschichten zu Rissöffnungen führten und "die Standsicherheit der Hohlräume negativ beeinflussen". Stabilisierungsmaßnahmen dürften nicht länger aufgeschoben werden, fordern die Experten den Angaben zufolge. Andernfalls sei es möglich, dass Schritte zur Gefahrenabwehr nicht mehr rechtzeitig eingeleitet werden könnten.

Im einzigen deutschen Atommüllendlager in Morsleben lagern rund 37.000 Kubikmeter nuklearer Abfälle. Dem Bericht zufolge befinden sich davon rund 10.000 Kubikmeter in Deponiebereichen, die nach Ansicht von Experten teilweise einsturzgefährdet sind.

Das einzige deutsche Atommüllendlager

Morsleben

Das einzige deutsche Atommüllendlager in Morsleben Morsleben wurde zu DDR-Zeiten in einem früheren Kalibergwerk an der niedersächsischen Grenze eingerichtet. Die Einlagerung begann 1978. Im Einigungsvertrag wurde die Betriebsgenehmigung aus DDR-Zeiten bis zum 30. Juni 2000 befristet. Durch die Atomrechtsnovelle wurde sie um weitere fünf Jahre verlängert. Betreiber des Lagers ist die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE). Umweltschützer machten wiederholt auf Sicherheitsrisiken im Endlager aufmerksam. Ein Nachweis der Langezeitsicherheit fehle. Im September 1998 wurde vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein Einlagerungsstopp verfügt. Im Mai vergangenen Jahres hob Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) die Weisungen seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU) an das Land zum Weiterbetrieb des Endlagers auf. Sachsen-Anhalts Umweltminister Konrad Keller (SPD) rechnet mit einer endgültigen Schließung von Morsleben in etwa zehn Jahren.

Das Land bereitet ein Planfeststellungsverfahren zur Schließung der Deponie vor. Bis 1998 wurden nach Angaben der Betreiber in 500 Metern Tiefe insgesamt 36.752 Kubikmeter radioaktiver Abfall und 6.621 so genannte Strahlenquellen eingelagert. Die schwach radioaktiven Abfälle wurden in Fässern oder so genannte Betonabschirmbehälter verpackt und in Salzkammern gestapelt. Mittelradioaktive Abfälle wurden über ein Schleusensystem in tiefer gelegene Hohlräume gestürzt. Das frühere Bergwerk hat ein Hohlraumvolumen von zehn Millionen Kubikmetern.

Am 04-12-2001

Jugendliche recherchieren zum Atommülllager Morsleben

Seminar am 20./21. März

Die Greenkids Magdeburg setzen sich seit kurzem mit einer historischen Aufarbeitung des Atommuell-Endlagers Morsleben (ERAM) auseinander. In diesem Zusammenhang laden sie zur Teilnahme an einem Informations- und Vernetzungswochenende am 20./21. März im Ökozentrum Magdeburg ein. Im nächsten Jahr wird voraussichtlich die öffentliche Beteiligung am Planfeststellungsverfahren zur Stilllegung des früheren DDR-Endlagers starten. Nur wenn im Verlaufe des Verfahrens die Langzeitsicherheit für den Atommüll nachgewiesen werden kann, darf er im ehemaligen Salzbergwerk verbleiben. Da nur eine kritische Öffentlichkeit sicherstellen kann, dass nicht eine schlechte und billige Stillegungsvariante gewählt wird, wollen Greenkids und andere Initiativen in der nächsten Zeit verstärkt über das Endlager informieren. Die Greenkids führen deshalb Recherchen in diversen Archiven und bei früher aktiven Umweltgruppen. Ziel ist es, die einzelnen Etappen des Endlagers zu dokumentieren und in den Kontext der jeweiligen Politik zu stellen.

Heute lässt der Blick zurück viele Entscheidungen und Verfahrensweisen in der Auseinandersetzung um den Betrieb des ERAM in einem anderen Licht erscheinen. Solche Zusammenhänge sollen am Ende der Aufarbeitung aufgezeigt und belegt werden. Aus den verhältnismäßig aufwendigen Untersuchungen sollen verschiedene Publikationen in Form von Internet-Präsentationen, Broschüren und einer Wanderausstellung entstehen. Gedacht ist auch an ein wissenschaftliches Kolloquium, das sich kritisch mit den möglichen Stillegungsvarianten auseinandersetzt. Den Beginn der erneuten Auseinandersetzung mit den Risiken der Atommüll- Lagerung in Morsleben bildet ein Seminar der Friedrich-Ebert-Stiftung am 20./21. März im Ökozentrum Magdeburg.

Dort treten u.a. Dr. M. Mehnert vom Bundesamt für Strahlenschutz, Jürgen Kreusch von der Gruppe Ökologie Hannover und die Bürgermeister von Helmstedt und Beendorf auf. Die Anmeldung kann bei der Friedrich-Ebert-Stiftung telefonisch unter 0391-568760 oder per E-Mail an info.magdeburg @ fes.de erfolgen.

"Morsleben ist für die Endlagerung von Atommüll ungeeignet, das sagt mittlerweile selbst die Betreiberin, das BfS. Darum wurde die Einlagerung von radioaktiven Materialien beendet", sagt ein Aktivist der Greenkids. "Wenn das ERAM aber zu unsicher für weiteren Atommüll ist, gilt das auch für die darin befindlichen Abfälle. Der Atommüll kann dort nicht für tausende von Jahren sicher gelagert werden."

Am 09-03-2004

Netzwerk in Magdeburg gegen Atommüllendlager gegründet

Widerstand gegen Morsleben

Am vergangenen Wochenende gründete sich in Magdeburg ein "Morsleben-Netzwerk", das das Stillegungsverfahren des Atommüll-Endlagers Morsleben kritisch begleiten will. Es fordert eine optimale Stillegungskonzeption ohne faule Kompromisse. Dazu will es kritische Gutachter beauftragen und die Öffentlichkeit informieren. Vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), dem Betreiber des Endlagers, fordert das Netzwerk mehr Informationen über die forcierte Stillegungsvariante und einen Zwischenstandsbericht noch vor der Planauslegung. Zu dieser Veranstaltung waren Vertreter des BfS, kritische Wissenschaftler und Aktivisten aus anderen Standort-Initiativen eingeladen worden. Sie informierten über den aktuellen Stand im Stillegungsverfahren und die vom BfS geplante Beteiligung der Öffentlichkeit. Ein weiteres Thema waren die Sicherheitsprobleme in Morsleben, die selbst das BfS letztlich dazu bewogen haben, die weitere Atommüll-Einlagerung im Endlager einzustellen. So gibt es Wasserzuflüsse aus dem Deckgebirge, die Schachtanlage ist instabil und noch immer sind nicht alle Schächte und Gruben bekannt.

Neben Fachleuten waren auch Bürgermeister aus der Region eingeladen. Der Morslebener Bürgermeister Kniep hatte eine Teilnahme von vornherein ausgeschlossen, "da er den Gegnern keine Plattform geben" wolle. Der Informationsfluss vom Betreiber des Endlagers genüge ihm und die Menschen vor Ort seien schon sensibilisiert genug. Mit ähnlicher Begründung - nämlich, dass er mit der Situation zufrieden sei und keinen Grund für eine Teilnahme sehe - widerrief der Beendorfer Bürgermeister Friedrichs zwei Tage vor der Veranstaltung seine Zusage.

"Es mutet befremdlich an, dass die gewählten Repräsentanten der Region keine Bereitschaft zeigen, sich mit der Atomanlage auseinanderzusetzen, die sie selbst betrifft", sagt ein Aktivist aus Magdeburg. "Mit Demokratie hat das nichts zu tun, wenn die vor Ort Verantwortlichen einzig ihre Meinung zu akzeptieren scheinen." Einzig der Helmstedter Bürgermeister Eisermann folgte der Einladung zur Veranstaltung, informierte über das Engagement seiner Stadt und bekundete, dass Helmstedt kritisch den Stillegungsprozess beobachten würde.

Das Bundesamt hat mittlerweile sechs verschiedene Stillegungskonzeptionen untersuchen lassen und sich darunter für eine entschieden, die die Verfüllung der gesamten Anlage umfasst. Demnach sollte bis 2024 das ehemalige Salzbergwerk mit Salzbeton aufgefüllt werden. Eine Rückholung des Mülls schließt das BfS prinzipiell aus, da es ja eine Dauerbetriebsgenehmigung noch aus DDR-Zeiten gäbe.

Die Atomkraftgegner verlangen, dass alle Stillegungsvarianten intensiv untersucht werden und dann öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Wenn die Langzeitsicherheit für Morsleben nicht nachgewiesen werden kann, dürfe der Müll nicht in der Schachtanlage bleiben. Es sei klar, dass das neue Probleme bedeutet. Das mache deutlich, dass die Entsorgung des Atommülls immer noch ungeklärt ist und deshalb kein weiterer solcher Müll produziert werden dürfe. Der Sofort-Ausstieg aus der Atomenergienutzung sei also schon aus Sicherheitsgründen unvermeidlich.

Am 24-03-2004

Ausstellung über das Atommülllager Morsleben im Uniklinikum Magdeburg

Ab 9.9.2004

Am Donnerstag, den 9. September laden die Greenkids in Zusammenarbeit mit der Blutbank des Uniklinikums um 19.00 Uhr zur Vernissage der Ausstellung "Morsleben - Geschichte eines umstrittenen Atomprojekts" ein. Die Ausstellung ist bis mindestens Ende November in den Räumen des Instituts für Transfusionsmedizin zu besichtigen und wandert dann zum nächsten Ausstellungsort, wahrscheinlich der Gedenkstätte in Marienborn. In Anspielung auf die problematischen Sicherheitsbedingungen im früheren Salzbergwerk versuchen die Greenkids zur Vernissage eine "Tropfsteinhöhlen"-Atmosphäre zu schaffen. In Dämmerlicht werden die Besucher mit entsprechenden Klängen empfangen. Eine Diashow zeigt Bilder aus dem Betrieb des Endlagers, Widerstandsaktionen dagegen und von den ober- und unterirdischen Anlagen. Gegen 20.30 Uhr beginnt die Band "Die Guten" aus dem Musiker-Zusammenschluss "RAK - Rotzfreche Asphaltkultur" mit ihrer Straßenmusik.

Die Ausstellung befasst sich mit der Entstehung des Endlagerstandorts Morsleben, den Einlagerungen, Sicherheitsproblemen und dem Widerstand gegen das Atommüll-Lager. Sie geht auch auf regionale Aspekte zu BRD- und DDR-Zeiten ein, befasst sich mit Arbeitsplätzen, Medieneinflüssen, Informationspolitik der Regierungen und psychologischen Aspekten. Der letztgenannte Komplex entstand in wissenschaftlicher Begleitung durch das Institut für Psychologie der Universität Magdeburg.

Grundlage der von der Landeszentrale für politische Bildung geförderten Hintergrund-Recherchen waren Akten aus dem Stasi-Archiv, Bundesarchiv, Landeshauptarchiv, Kreisarchiv Haldensleben, Archiv Grünes Gedächtnis und Unterlagen von etlichen am Widerstand beteiligten Organisationen wie BUND und NABU Sachsen-Anhalt, Greenpeace, Gruppe Ökologie, Initiative gegen das Atommuell-Endlager Morsleben, AG Schacht Konrad und viele mehr.

Neben großem persönlichen Einsatz durch Aktivisten von Greenkids, NAJU Sachsen-Anhalt und Menschen aus dem Morsleben-Netzwerk trugen die Greenkids einen Großteil der entstandenen Kosten. Eine größere Spende gab es außerdem von der Bundeskoordination Studentische Ökologiearbeit (BSOe).

Am 30-08-2004

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artenschutz