DIE Internet-Zeitung
Wissenschaftler

Nicht genug Forschung über Aids bei Frauen

Am

Als Folge einseitiger Forschung schreitet die Immunschwäche-Krankheit Aids nach Überzeugung eines Medizin-Experten bei Frauen schneller voran als bei Männern. Es existierten keine systematischen Untersuchungen, die darüber Aufschluss gäben, wie sich die aktuellen Therapien auf den Verlauf der Krankheit bei Frauen auswirkten, warnte der Vorsitzende der Deutschen Aids-Gesellschaft (DAIG), Prof. Norbert Brockmeyer, am Montag in Bochum.


Es bestehe daher dringender Forschungsbedarf, sagte der Mediziner an der Bochumer Ruhr-Universität mit Blick auf einen viertägigen Aids-Kongress, der an diesem Mittwoch (4. Juli) in Berlin beginnt. Schon jetzt seien rund die Hälfte der weltweit 36 Millionen Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, Frauen. In Deutschland dagegen ist jeder fünfte an Aids erkrankte Mensch weiblich.

Einen großen Erfolg hat die Medizin nach den Worten Brockmeyers bei der Behandlung von schwangeren Aids-Patienten verbucht: In Deutschland werde durch entsprechende ärztliche Betreuung das Virus nicht mehr auf das ungeborene Kind übertragen, sagte der Arzt. Speziell um die Belange aidskranker Frauen will sich eine neu gegründete Arbeitsgruppe innerhalb der DAIG kümmern.

Ohne Präventions-Programme 45 Millionen HIV-Infizierte bis 2010

Aids-Konferenz in Barcelona mit trüben Aussichten

In den nächsten acht Jahren wird die Zahl neuer HIV-Infektionen auf 45 Mio. steigen, wenn nicht für Milliarden Dollar präventive Maßnahmen ergriffen werden. Kurz vor der am 7. Juli beginnenden Aids-Konferenz in Barcelona warnt eine weltweit agierende Arbeitsgruppe zur HIV-Prävention, dass sich die zurzeit in Afrika südlich der Sahara abspielende Aids-Tragödie auch anderenorts wiederholen könnte, wenn keine zusätzlichen Präventions-Programme gestartet werden. Die Gruppe entwickelte ein Acht-Punkte-Programm, mit dem Regierungen die sich hoch schraubende Infektionsrate in den Griff bekommen sollen. Die Studie, die im Fachblatt Lancet publiziert wurde, folgt einer kürzlich veröffentlichten Schätzung von UNAIDS. Die Experten des US-Programms für HIV/Aids prognostizierten, dass bis zum Jahr 2020 68 Millionen Menschen von der Krankheit dahin gerafft werden. Derzeit liegt die Infektionsrate bei rund vier Millionen Menschen jährlich. Die Experten rechnen, dass ohne rasche Interventionen die Marke bis 2007 auf fünf Millionen Neuinfizierte ansteigen wird. Werden allerdings die notwendigen Programme ergriffen, könnte die Rate wiederum auf jährlich 1,5 Millionen Neuinfizierte fallen. Für das Jahr 2010 hieße dies, dass im besten Fall die Zahl der Neuinfizierten bei 28 Millionen liegt, sich im schlimmsten Fall aber auf 45 Millionen erhöht. Die Prognosen für die Erkrankten sind durch den wenig aussichtsreichen Zugang zu modernen antiretroviralen Medikamenten düster.

David Serwadda von der Makerere University in Kampala, Uganda, Mitglied der Arbeitsgruppe, sagte: "Es besteht die Möglichkeit, die nächste Generation in Afrika vor Aids zu schützen, wenn wir auch in der frühen Phase des Ausbruchs der Epidemie in Afrika südlich der Sahara versagt haben." Als wirksame Präventionsprogramme erachtet er eine Verteilung von Kondomen, Kampagnen in Massenmedien und Schul-Programme. Zusätzlich seien aber Milliarden Dollar nötig, um die Forschung nach wirksamen Impfstoffen und nach Antibiotika gegen HIV voranzutreiben.

Am 05-07-2002

Jeder fünfte HIV-Neuinfizierte resistent gegen Medikamente

USA-Studie

Die Resistenz des HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus) steigt. Bereits jeder fünfte Neu-Infizierte trägt einen Virus, der entweder auf ein einziges Medikament oder auf eine Mehrfach-Behandlung nicht reagiert. Die laut Forschern der University of California, San Diego, "besorgniserregenden" aber "nicht alarmierenden" Ergebnisse basieren auf einer Fünfjahres-Multicenter-Studie an 300 Patienten in zehn US-Städten. In den Jahren 1999 und 2000 waren 12,2 Prozent der untersuchten 113 neu infizierten Patienten gegen 15 Anti-HIV-Medikamente resistent. Zwischen 1995 und 1998 waren im Vergleich lediglich 3,4 Prozent der getesteten 264 Neuinfizierten gegen ein Medikament resistent. "Das steigende Risiko einer Medikamenten-Resistenz und die schwächere Reaktion der Patienten mit einem resistenten Virus auf eine Behandlung legen nahe, dass neu infizierte Personen routinemäßig einen Resistenz-Test machen sollten", erklärte Studienleiterin Susan J. Little.

Neben den an der aktuellen Studie beteiligten Forschern, warnen auch andere Mediziner-Gruppen vor einer Überinterpretation der Ergebnisse. "Obwohl es für Patienten mit einer medikamenten-resistenten HIV-Infektion länger dauert, eine geeignete Behandlung zu finden, unterdrücken schließlich dennoch alle Medikamente mit einer Ausnahme das Virus innerhalb von 24 Wochen", erklärte Martin S. Hirsch vom Massachusetts General Hospital.

Am 09-08-2002

HIV-Infektionen bei Jugendlichen in Russland verdoppelt

UNICEF:

AIDS, Drogen und Verwahrlosung bedrohen das Leben Hunderttausender Heranwachsender in Osteuropa. Dies geht aus bislang unveröffentlichten Daten des Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef aus Russland, der Ukraine sowie anderen Staaten der Region hervor. In Russland haben sich die Neuinfektionen mit dem HI-Virus nahezu verdoppelt. Etwa 80 Prozent der Neuinfizierten sind jünger als 29, jeder fünfte ist jünger als 20 Jahre. AIDS verbreitet sich in Russland und in der Ukraine schneller als irgendwo sonst auf der Welt und treffe vor allem junge Menschen, erklärte die Leiterin der UNICEF-Programme für Russland, Weißrussland und die Ukraine, Rosemary McCreery. Besonders gefährdet seien mehr als eine Million Kinder und Jugendliche, die in Osteuropa und der früheren Sowjetunion ohne ein Zuhause aufwachsen. Diese Region laufe Gefahr, die Fehler und Versäumnisse zu wiederholen, die AIDS in Afrika zur todbringenden Seuche für Millionen gemacht habe, sagte der Geschäftsführer von UNICEF-Deutschland Dietrich Garlichs. Befragungen von UNICEF haben ergeben, dass mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Osteuropa wenig oder gar nicht über AIDS informiert ist. In Russland zum Beispiel liegt der Anteil der Jugendlichen, die nach eigenen Angaben wenig oder gar nichts über AIDS wissen, sogar bei mehr als 80 Prozent. Man vermutet, dass trotz des flächendeckenden Bildungssystems die Aids-Aufklärung sträflich vernachlässigt werde.

Für eine HIV-Infektion sind insbesonders junge Drogensüchtige gefährdet. Der Missbrauch harter Drogen, noch Anfang der neunziger Jahre fast unbekannt, habe innerhalb weniger Jahre epidemische Ausmaße angenommen, so McCreery. Mittlerweile sei fast ein Prozent der osteuropäischen Bevölkerung von harten Drogen wie Heroin abhängig. Vor allem unter abhängigen Teenagern explodiert die Aids-Seuche. Die Sucht wird häufig durch Prostitution finanziert und so das Virus an die Kunden weitergegeben. An diesem Punkt springt die Immunschwäche-Krankheit von der Subkultur der Drogensüchtigen auf die normale Bevölkerung über.

Immer häufiger kommen zudem Kinder drogenabhängiger Mütter HIV-infiziert zur Welt. Allein in Russland wurden bis Juni 2002 bereits 3.000 Säuglinge offiziell registriert, die mit dem HI-Virus geboren wurden. Das russische Gesundheitsministerium rechnet damit, dass sich diese Zahl bis zum Ende 2002 verdoppelt haben wird. Jedes fünfte dieser Babys wird gleich nach der Geburt von der Mutter verlassen und in staatliche Krankenhäuser abgeschoben. Normale Waisenhäuser nehmen HIV-Infizierte Kinder nicht auf.

Am 22-08-2002

Deutsche AIDS-Hilfe und Verbraucherzentrale mahnen Pharmariesen ab

Medikamentenwerbung

Die Deutsche AIDS-Hilfe e.V. (DAH) und der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) gehen gemeinsam gegen Verstöße gegen das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel vor: Der vzbv hat die Firma Bristol-Myers Squibb wegen einer Anzeige abgemahnt, in der gleich drei rezeptpflichtige Medikamente gegen
HIV genannt werden. "Wir sehen darin einen besonders dreisten Versuch, das in Deutschland geltende Werbeverbot für Arzneimittel zu unterlaufen", sagte dazu Dr. Stefan Etgeton, Referent für Gesundheit beim vzbv. Der Zeitpunkt für dieses Vorgehen sei offenbar bewusst gewählt: Nachdem die EU-Kommission vorgeschlagen hat, die direkte Werbung für rezeptpflichtige Medikamente zur Behandlung von HIV/AIDS, Diabetes und Asthma modellhaft zulassen, wird am kommenden Mittwoch im zuständigen Ausschuss des Europäischen Parlamentes über die Arzneimittelgesetzgebung der EU verhandelt.

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Das Beispiel von Bristol-Myers Squibb zeige exemplarisch, wohin eine Lockerung des Werbeverbots führe, warnte Hannelore Knittel, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe: "Nach unserer bisherigen Erfahrung zeigt Werbung für HIV-Medikamente ein geschöntes Bild von Menschen unter Therapie und suggeriert, HIV sei problemlos behandelbar. Diese Botschaft ist falsch, unterläuft die Präventionsarbeit und verhöhnt diejenigen Menschen mit HIV, die unter schwersten Nebenwirkungen leiden."

Wann und mit welchen Medikamenten behandelt werde, müsse auf der Grundlage gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse und gemäß den Bedürfnissen der Patienten entschieden werden. "Werbung aber hat immer das Ziel, den Absatz zu steigern, und darf bei dieser Entscheidung keine Rolle spielen", so Knittel weiter. Ein zu früher Therapiebeginn könne ebenso schädlich sein wie ein Therapiebeginn mit den "falschen", weil nicht zur individuellen Situation des Patienten passenden Medikamenten oder ein unnötiger Wechsel des Medikaments. "Diese Art von Werbung ist bisher nur in den USA und Neuseeland erlaubt", so Etgeton weiter. "Mit negativen Folgen bei den Arzneimittelkosten: Nach Zulassung der Endverbraucherwerbung in den USA stiegen die Ausgaben für Medikamente um 84 % von 1993 bis 1998." Die 50 am meisten beworbenen Präparate seien dabei für 47,8 % der Mehrkosten verantwortlich.

Insgesamt seien die Ausgaben für Laienwerbung in den USA von 55 Mio. Dollar in 1991 auf 2,5 Milliarden Dollar im Jahr 2000 gestiegen. Eine Lockerung des Werbeverbotes würde nach Ansicht des vzbv den gesundheitlichen Verbraucherschutz insgesamt verschlechtern und zu weiteren Kostensteigerungen im Gesundheitswesen beitragen.

Neue und teure Medikamente, deren Langzeitnebenwirkungen und Wechselwirkungen nicht hinreichend bekannt sind, würden nämlich erfahrungsgemäß stärker beworben als bewährte (und günstigere) Medikamente. "Patienten haben ein Recht auf umfassende und objektive Information über Medikamente und Therapieverfahren, und zwar von unabhängigen Institutionen", sagte Stefan Etgeton, "Werbung und Produktinformationen der pharmazeutischen Industrie aber sind niemals objektiv."

Das sehen offenbar auch die Verbraucher so: Eine Umfrage des britischen Verbraucherverbands Consumers Association hat ergeben, dass lediglich sechs Prozent der englischen Bevölkerung Informationen der Pharmaindustrie trauen würden. Auch Erfahrungen der USA untermauern die Skepsis. So hat die amerikanische Überwachungsbehörde FDA bisher bereits über 70 Firmen wegen falscher Gesundheitsangaben, der Verniedlichung von Risiken oder aber irreführender Informationen abgemahnt.

Bristol-Myers Squibb ist weltweit der sechstgrößte Pharmahersteller. Das amerikanische Unternehmen hat einen Weltmarktanteil von 4,3 Prozent. Der Arzneimittelumsatz von 17 Mrd. Euro macht 79 Prozent des Konzernumsatzes aus.

Am 25-09-2002

Gesucht: 8 Milliarden Kondome für Osteuropa und die Entwicklungsländer

Aids-Bekämpfung

Jährlich müssten mindestens 8 Milliarden Kondome zur Verfügung stehen, um die Ausbreitung von HIV/Aids in Entwicklungsländern und Osteuropa wirksam zu verhindern. Die Mittel für Kondome im Kampf gegen Aids reichen jedoch zurzeit nur für knapp eine Milliarde Kondome, kritisiert eine neue Studie von Population Action International (PAI), die der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) heute vorliegt. Nach Angaben von PAI ist die internationale Unterstützung für die Kondomversorgung in diesen Ländern gegenüber 1990 nicht gestiegen - obwohl die Zahl der Aids-Fälle seitdem rapide zugenommen hat. Im Jahr 2000 wurden mit 950 Millionen Kondomen sogar weniger Kondome finanziert als 1990 (970 Millionen). Um den heutigen Bedarf zu decken, müssten jährlich insgesamt 240 Millionen Euro in die weltweite Versorgung mit Kondomen investiert werden - also 3 Cent pro Stück. "Jedes 3-Cent-Kondom kann ein Leben retten", so PAI-Präsidentin Amy Cön. "Wir beobachten jedoch zurzeit, dass Regierungen der politische Wille fehlt, Geld für die internationale Kondomversorgung auszugeben." Dabei sind die Kosten für eine flächendeckende Versorgung mit Kondomen immer noch gering, insbesondere wenn man sie mit den Folgekosten millionenfacher Aids-Erkrankungen vergleicht. Bis zum Jahr 2015 wird sich die Zahl der benötigten Kondome voraussichtlich mehr als verdoppeln - auf schätzungsweise 18,6 Milliarden Kondome.

"Im Kampf gegen Aids ist eine Doppelstrategie notwendig", so DSW-Geschäftsführer Dr. Hans Fleisch. "Erstens muss die Versorgung mit Kondomen dringend verbessert werden. Und zweitens fehlt es in vielen Ländern immer noch an Aufklärung und Informationen über Aids. Hier müssen wir ansetzen." Nach wie vor gibt es weder einen Impfstoff gegen Aids noch gibt es Heilungschancen bei einer Erkrankung. Lebensverlängernde Medikamente sind für Millionen Menschen in Entwicklungsländern, insbesondere jedoch in den am stärksten betroffenen Ländern in Afrika südlich der Sahara, so gut wie nicht erreichbar. Vorbeugung durch Aufklärung über die Risiken einer HIV-Infektion und der Gebrauch von Kondomen sind bislang der einzig wirksame Schutz vor HIV/Aids.

Obwohl die Weltgemeinschaft sich heute über das Ausmaß und die verheerenden Auswirkungen der Seuche in Entwicklungsländern im Klaren ist, wird bei weitem zu wenig getan, um die Ausbreitung von Aids zu verhindern. Dieses Versäumnis zeigt sich etwa in der Finanzierung des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose. Dem auf Initiative von UN-Generalsekretär Kofi Annan im Jahr 2000 gegründeten Fonds stehen statt der veranschlagten 8 bis 10 Milliarden US-Dollar bislang lediglich rund 2 Milliarden US-Dollar - also weniger als ein Viertel - zur Verfügung.

Am 30-09-2002

Tausende Kinder werden ausgestossen und vernachlässigt

HIV und Aids in Russland

In Russland wachsen immer mehr Neugeborene isoliert und ohne jede Förderung in Krankenhäusern auf. Das betonte Dr. Evgeny E. Voronin, leitender Arzt einer staatlichen Kinderklinik in St. Petersburg, gegenüber Christina Rau. Die Frau des Bundespräsidenten hatte sich kürzlich über Projekte für Kinder in St. Petersburg informiert. Sie engagiert sich im Stiftungsrat der Kindernothilfe. Die steigende Anzahl von verwahrlosten Kindern ist auf die rapide anwachsende HIV-Infektionsrate bei Schwangeren zurückzuführen; Russland hat nach Angaben von UNAIDS die höchsten HIV-Zuwachsraten weltweit. Hauptübertragungsweg sind infizierte Spritzen. Die meist drogensüchtigen Frauen lassen die Kinder nach der Entbindung in den Kliniken zurück, weil sie ohne Hilfestellungen der Mutterschaft völlig überfordert gegenüber stehen. Nach Schätzungen von Voronin werden bald Tausende dieser Kinder landesweit die Kliniken füllen. Für die Neugeborenen der Beginn einer Kindheit ohne Zuwendung, Fürsorge und Förderung.

Detlef Hiller, Leiter der Osteuropa-Abteilung der Kindernothilfe: "Bei meinem Besuch in St. Petersburg habe ich eine Station mit 25 Kindern besucht. Einige von ihnen waren bereits seit 18 Monaten dort. Niemand kümmerte sich um sie. Einige ältere wurden aus dem Bettchen geholt und krabbelten über den dunklen Flurgang. Eine Mitarbeiterin erzählte mir, dass man im Sommer versucht habe, die Bettchen einiger Kinder in einen sonnendurchfluteten Raum zu stellen. Das gab ein solches Geschrei, dass man sie wieder zurückholen musste. Die Kinder hatten die Sonne noch nie gesehen und hatten Angst vor der Helligkeit."

18 Monate dauert es in der Regel, bis man mit einem Antikörper-Test bei Neugeborenen nachweisen kann, ob sie selber infiziert sind oder nicht. In der Regel bleiben die Kinder aber die ersten drei Lebensjahre auf diesen Stationen. Angst regiert in Russland, wenn es um HIV und Aids geht, so Voronin. Aus Unkenntnis über die Infektionswege und mangelnde Aufklärung behandelten die meisten Pflegekräfte die zurückgelassenen Kinder wie Unberührbare. Dabei sind nur rund ein Drittel aller Neugeborenen einer HIV-infizierten Mutter selber mit dem Virus infiziert. Die Kindernothilfe unterstützt mehrere Projekte für behinderte, verwahrloste und obdachlose Kinder in St. Petersburg. Zur Zeit recherchiert sie Hilfsprojekte für die auf den Säuglingsstationen zurückgelassenen Mädchen und Jungen.

Am 10-10-2002

Weltweit 42 Millionen HIV-Positive

Aids

Rund 42 Millionen Menschen weltweit sind HIV-infiziert, 2001 waren es noch 40 Millionen. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Aids-Organisation UNAIDS hervor. Rund fünf Millionen Menschen infizierten sich 2002 neu. Trotz Aids-Infokampagnen und Präventionsmaßnahmen treffe die Aids-Epidemie Afrika am schlimmsten. 2002 würden mehr als drei Viertel der insgesamt 3,1 Millionen. Aids-Todesfälle auf Länder südlich der Sahara entfallen, so die Organisation. Mehr als 20 Prozent der Erwachsenen in diesen Ländern lebten bereits mit HIV/Aids und weitere 14 Millionen Menschen drohen zu sterben. 2001 starben rund 500.000 Menschen in Lesotho, Malawi, Mosambik, Swaziland, Sambia und Simbabwe an Aids.. Neben Afrika schreite die Aids-Ausbreitung auch in Osteuropa und voran. In Osteuropa und zentralasiatischen Republiken infizierten sich im Jahr 2002 allein 250.000 Menschen neu. Insgesamt lebten in dieser Region 1,2 Millionen HIV-Infizierte. In Usbekistan hätten sich beispielsweise sich in der ersten Hälfte 2002 gleich viele Personen infiziert wie im Gesamtjahr 2001 verglich UNAIDS.

Experten machen den Nadeltausch Drogensüchtiger für die HIV-Übertragung in diesen Ländern verantwortlich. Noch befinde sich die Ausbreitung von HIV quer durch Asien erst in der Anfangsphase, so der Bericht. Ohne tatkräftige Maßnahmen könnten aber in dieser Region bereits 2007 mehr als elf Millionen Menschen HIV-positiv sein. Die Aids-Epidemie bedrohe auch die pazifischen Inseln. Die WHO werde daher in Fidschi, Französisch Polynesien, Kiribati, Papua-Neuguinea, den Salomonen, Tonga und Vanuatu Workshops zum Thema HIV und Aids abhalten.

UNAids-Direktor Peter Piot erklärte, dass mit umfassenden Präventionsmaßnahmen bis zum Jahr 2005 die weltweite Zahl an Neuinfektionen um 29 Millionen gesenkt werden könnte. Für ein derartiges Programm in Entwicklungsländern seien laut Piot bis 2005 10,5 Milliarden Dollar jährlich nötig. Ab 2007 bis mindestens 2017 müssten die Investitionen dann 15 Milliarden Dollar im Jahr betragen.

Am 27-11-2002

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gesundheit