Neutsch gehörte in der DDR zu den bekanntesten Autoren. Seine Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Der in Schönebeck bei Magdeburg Geborene studierte in Leipzig Gesellschaftswissenschaften, Philosophie und Publizistik. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Journalist bei der Bezirkszeitung "Freiheit" in Halle, ab 1960 galt er als freischaffender Schriftsteller. 1963 wurde Neutsch Mitglied der SED-Bezirksleitung in Halle. Fünf Jahre später schützte ihn das nicht vor einem Druckverbot. Das epische Werk "Auf der Suche nach Gatt" konnte erst 1973 erscheinen. Neutsch war wie viele seiner Schriftstellerkollegen ein Opfer der Zensur geworden. Dennoch galt er als linientreu.
Die Jahre danach arbeitete Neutsch vor allem an dem auf sechs Bände angelegten Romanwerk "Der Friede im Osten". 1974 erschien das erste Buch "Am Fluß". Neutsch will den Weg seiner Generation über ein Vierteljahrhundert beschreiben. Bis zum Ende der DDR waren vier Bände erschienen, zuletzt 1987 "Nahe der Grenze". Im Februar 1990 lässt Neutsch eine im Druck befindliche Auflage stoppen, wegen "einer falschen Darstellung der Ereignisse von 1968 in der Tschechoslowakei", wie er mitteilen lässt. Er habe eine nicht zutreffende Beschreibung des "Einsatzes der Warschauer Vertragsstaaten" gegeben, räumte er später öffentlich ein.
1994 kam sein Roman "Totschlag" heraus. Neutsch beschäftigt sich darin mit ungelösten Eigentumsproblemen in der ehemaligen DDR nach der Wiedervereinigung. Ein Jahr später veröffentlichte er sein zweites Kinderbuch "Vom Gänslein, das nicht fliegen lernen wollte". Gut zwei Jahrzehnte zuvor hatte er "Olaf und der gelbe Vogel" geschrieben. Am Donnerstag feiert Neutsch seinen 70. Geburtstag.