"Bei 10 Grad so professionell auf dem Wagen zu tanzen, als ob es 30 Grad wären, dazu gehört schon was", resümierte Mitorganisatorin Brigitte Walz von der Werkstatt der Kulturen gegen Ende der Parade um 21.00 Uhr. Alles lief wie am Schnürchen. Am späten Nachmittag schien sogar die Sonne ein wenig. "Keine nennenswerten Zwischenfälle, höchstens ein paar Platzwunden und einige Festnahmen wegen Schwarzhandels", so das Fazit von Walz.
Entspannte Stimmung auch bei den etwa 250 Polizisten, nachdem Menschen aus mehr als 70 Nationen acht Stunden lang zu heißen Rhythmen ausgelassen gefeiert hatten. Mit einer verbesserten technischen Leitung und der begradigten Strecke konnten Fehler aus dem vergangenen Jahr vermieden werden. Das Ergebnis: Kaum Lücken im Zug und keine Zeitverzögerungen.
Nach soviel Multi-Kulti ging der Straßenumzug allerdings mit deutscher Gründlichkeit zu Ende: Dank der raschen Müllbeseitigung erinnerte am Montagmorgen nur noch wenig an das bunte Spektakel.
Mit dem Straßenfest am Blücherplatz und der farbenfrohen Parade quer durch ganz Kreuzberg hat die Werkstatt der Kulturen ein Fest auf die Beine gestellt, dass es im sechsten Jahr seines Bestehens mit ähnlichen Megaevents locker aufnehmen kann. Der Karneval der Kulturen überzeugte auch in diesem Jahr mit auffällig wenig Kommerz und lebenslustigen Teilnehmern. Ins Auge stach zudem die Originalität und Farbenpracht der Kostüme. Die Bandbreite reichte von Trachten bis zu Fantasy-Outfits.
Einmal im Jahr bekommen Jugend- und Minderheitenkulturen in Berlin damit eine Chance, die überwältigende Vielfalt traditioneller und moderner Kulturen dieser Stadt zu demonstrieren. Das Budget der Veranstalter ist allerdings mit 650.000 Mark äußerst knapp. Das Event ist dringend auf Spenden und Sponsoren angewiesen.