Die vor vier Jahrzehnten eingeführte Pille für Frauen biete "ganz erhebliche Therapiemöglichkeiten" und könne bei Regelbeschwerden oder Hautunreinheiten Abhilfe schaffen, betonte DGGG-Präsident Bender. Die Gesundheitsrisiken seien gering. Für Frauen mit erblicher Veranlagung gebe es allerdings ein leicht erhöhtes Thromboserisiko. In Vorgesprächen müsse daher in jedem Einzelfall geklärt werden, ob ein hormonales Verhütungsmittel geeignet ist.
Deutlich positiv wirke die Pille gegen Gebärmutter- und Eierstockkrebs, sagte der Gynäkologe. Studien zufolge könne das Krebsrisiko je nach Länge der Anwendung um bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Weniger klar sei, welche Rolle die Antibabypille bei Brustkrebserkrankungen spielt. Vermutet werde, dass hormonempfindliche Tumore bei langfristiger Einnahme der Pille schneller wachsen, so aber auch früher entdeckt werden und die Heilungschancen dadurch höher seien. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Krankheitsverlauf bei an Brustkrebs erkrankten Frauen deutlich besser sei, wenn diese zuvor die Pille genommen hatten.
Die Pharmaindustrie macht nach eigenen Angaben jährlich einen Umsatz von rund 470 Millionen Mark mit dem Verkauf oraler Kontrazeptiva. Wie der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Werner Sassenrath, weiter sagte, wird die Palette der Verhütungsmethoden demnächst um eine Variante reicher. In fünf Jahren solle die "Pille für den Mann" auf dem Markt zugelassen werden. Die Empfängnis verhütende Wirkung des Präparates sei bereits erwiesen. Nun gehe es darum, die Nebenwirkungen zu minimieren. Derzeit könne die Pilleneinnahme bei männlichen Probanden noch zu Libidoverlust, Muskelabbau oder zu einem Leistungsknick führen.
Als "grüne Bombe" hatte die erste Antibabypille in Deutschland vor vier Jahrzehnten Schlagzeilen gemacht. Dabei wurde das Mittel zunächst gründlich verkannt: Die grasfarbenen und in silbernes Stanniolpapier eingeschweißten Kügelchen des Berliner Pharmakonzerns Schering kamen als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden auf den Markt. Wer jedoch den Beipackzettel genau las, fand unter "Nebenwirkungen" den Hinweis auf die Empfängnis verhütende Wirkung. Nach kurzer Zeit war der Siegeszug der Antibabypille nicht mehr aufzuhalten. Die winzigen Tabletten gelten heutzutage als der sicherste Schutz vor ungewollten Schwangerschaften.