Doch bis dahin war ein langer Weg. Anfang der 60er Jahre sind viele Frauen gegenüber der Antibabypille skeptisch eingestellt - auch wenn grundsätzlich ein großes Interesse besteht. Doch die "Pille" berührt einen sensiblen Bereich, voreheliche Sexualität ist als Thema weitgehend tabu. 1964, drei Jahre nach der Einführung der Pille, liegt die Akzeptanzrate gerade mal bei 1,7 Prozent. Das soll sich 1968 radikal ändern. Die Studentenbewegung flammt auf, viele Frauen fordern die sexuelle Befreiung: Liebe ohne Angst vor moralischer Repression oder ungewollter Schwangerschaft. Das stößt auf erbitterten Widerstand der katholischen Kirche.
Die Mehrheit der Frauen stört das wenig. Die Akzeptanzrate der Pille steigt auf zwölf Prozent. Erstmals können Paare selbst Anzahl und Abstand der Schwangerschaften bestimmen. Mitte der 70er Jahre kippt die Stimmung, als für den Geburtenrückgang die Pille verantwortlich gemacht wird. In den 80er Jahren ändert sich die Situation wieder. Immer mehr sexuelle Tabus brechen weg, in den Schulen gibt es verstärkt Aufklärungsunterricht. Die Pille ist beliebt. Das ändert sich kurzzeitig, als in einer amerikanischen Studie im Tierversuch das Präparat mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht wird. Beim Menschen wird dies jedoch nie nachgewiesen.
Dagegen bestätigt sich, dass die Pille vor Gebärmutterschleimhaut- und Eierstockkrebs schützt. Weitere Erfolge sind die Minderung von Menstruationsschmerzen oder die Besserung von Akne. Das verleitet sogar manch einen zu der Annahme, dass die Pille eine der wichtigsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts war.