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Forderungsmanagement international

Mr. Auslandsinkasso weltweit - warum Erfahrung alles ist

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Mr. Auslandsinkasso weltweit: Dick Wolff, Geschäftsführer DWM, Liechtenstein. Forderungsmanagement ist international weit schwieriger als im InlandDick Wolff, Geschäftsführer von DWM Dick Wolff Management in Liechtenstein, warnt im Interview mit NGO-Online.de, sich auch bei Auslandsforderungen ohne weitere Prüfung auf den bisherigen Inkasso-Partner zu verlassen. Gerade im weltweiten Auslandsinkasso kommt es Wolff zufolge auf den richtigen Mix aus jahrzehntelanger Erfahrung und die Prozesstreue bewährter und seriöser Auslandspartner an, schon, um die Reputation des Gläubigerunternehmens nachhaltig zu schützen. Vorsicht geboten ist laut Wolff, wenn das Auslandsinkasso eine „hohe Erfolgsquote“ verspricht.


NGO: Herr Wolff, warum kann man Inkasso-Unternehmen wenig vertrauen, die eine hohe Erfolgsquote versprechen?

Wolff: „Weil das in aller Regel nicht seriös ist. Schauen Sie, Inkasso ist ohnehin ein hochsensibles Geschäft. Im Auslandinkasso müssen Sie oder muss Ihr Partner einfach die Spielregeln aus dem FF kennen. Viele, auch größere Inkasso-Unternehmen rühmen sich, sie seien international tätig. Wir erleben auch immer wieder, dass ein Gläubiger-Unternehmen über Google einen Anwalt sucht, sagen wir, in Argentinien. Sie haben aber keine Ahnung, ob dieser Anwalt, diese Kanzlei oder der Auslandspartner Ihres sonst doch so bewährten Inlandsinkasso-Partners nach Ihrem Auftrag überhaupt etwas macht?! In Südamerika gibt es wenige zuverlässige Inkasso-Partner, da wird eben sehr viel über einen Anwalt gemacht. Und da wird dann schnell eine hohe Bearbeitungsgebühr verlangt, die selbstverständlich vorab zu zahlen ist. Sie können aber nicht überprüfen, was er da macht. Wir hatten einen Fall, da wollte der Anwalt erst einmal 200 Euro Bearbeitungsgebühr, bei zehn Fällen, pro Forderung Vorkasse, versteht sich. Und dann? Am Montag hat er die Akte vielleicht auf die linke Schreibtischteste gelegt, am Mittwoch auf die rechte Ecke, am Freitag hat er unser Geld ausgegeben. Ergebnis? Pustekuchen. Von der Inkasso-Methode einmal ganz abgesehen ..

NGO: Was heißt das?

Nun, wenn Sie in Australien einen Schuldner abends um zehn Uhr aufsuchen und ihn bedrohen, ist das eindeutig illegal. Ich kann jeden Auftraggeber nur warnen, illegal vorzugehen, und das gilt für jedes Land der Erde. Nicht nur, weil Sie als Inkasso-Betreiber ein hohes Risiko eingehen. Wenn sich herumspricht, für wen der unseriöse Partner im Einsatz war, nämlich für Sie als Gläubiger, dann ist es in unserer vernetzten Welt schnell vorbei mit Ihrer Unternehmensreputation.

NGO: Also ist es wohl nach allem doch besser, die Forderung lieber abzuschreiben?

„Auch Betrüger haben Netzwerke - deshalb sollten Sie Forderungen niemals einfach so abschreiben, das spricht sich herum.“ – Dick Wolff

Das würde ich keinesfalls empfehlen. Gerade im internationalen Online-Handel ist das tückisch, weil sich so was schnell herumspricht. Und wenn man in gewissen Kreisen erst mal weiß, dass Sie Forderungen mir-nichts-Dir-nichts verfallen lassen, dann können Sie schnell Ihr blaues Wunder erleben. Auch Betrüger kennen Netzwerke ..

NGO: Hm, aber der Gerichtsweg ist doch gerade beim Auslandsinkasso immer recht mühsam.

Da haben Sie recht. Deshalb versuchen wir nach Möglichkeit immer, hartnäckig im außergerichtlichen Bereich zu bleiben. Ist ohnehin erfolgversprechender.

NGO: Warum?

Nun ja, das bringt der Lästigkeitsfaktor so mit sich. In Spanien und fast allen Ländern in Südamerika funktioniert das gerichtliche Verfahren ohnehin schlecht. Da brauchen Sie dann zusätzlich auch noch Bestechungsgelder, nur damit etwas vorangeht. Wenn das System damit aber zu teuer wird, lässt man es am besten lieber gleich bleiben. Mit dem Inkasso haben Sie aber noch eine ganz gute Chance. Allerdings nur, wenn Sie auch auf geprüfte Partner zurückgreifen können.

NGO: Wie müssen wir uns das vorstellen?

Wir haben unser Netzwerk seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren mit Partnern auf der ganzen Welt aufgebaut. Wir kennen jeden einzelnen persönlich. Wir wissen, ob er vereinnahmte Gelder zuverlässig weiterleitet. Welche Schritte er im einzelnen unternimmt, weil wir dafür ein unternehmensinternes Monitoring aufgebaut haben. Es kommt immer wieder mal vor, dass man mit den Leistungen eines Partners nicht zufrieden ist. Es kann sein, dass der Partner seine Geschäftsbedingungen ändert - und es dann für uns weniger interessant ist, mit ihm zusammenzuarbeiten. Dann muss für die kleineren Forderungen auch wieder nach einer neuen Lösung gesucht werden. Das Schöne daran: Aufgrund unseres Renommees gibt es in vielen Ländern sogar eine Warteliste von Partnern, die gerne für uns arbeiten möchten.

NGO: Woher wissen Sie, dass Sie Ihren Auslandspartnern vertrauen können?

Gute Frage. Der Grund, weshalb wir unser Netzwerk mühsam selbst aufgebaut haben: Viele der Auslandspartner waren zu schlecht, viele zu teuer. Ich war einfach mit den sogenannten Profis nicht zufrieden. Bei großen Inkasso-Verbänden oder -Organisationen ist es darüber hinaus oft üblich, dass man einen Exklusiv-Partner im jeweiligen Zielland hat; dort werden dann alle Mitglieder hingeschickt. Wir halten es anders: Bereits vor der Zusammenarbeit wird bei uns einiges überprüft. Ich muss überzeugt sein, dass der Partner seriös arbeitet, nur legale Methoden einsetzt. Er soll gut mit uns kommunizieren. Er soll mit Vorschlägen kommen, Empfehlungen abgeben und zu vernünftigen Konditionen für uns tätig werden. Und sehr wichtig: Er soll einkassierte Gelder in regelmässigen Abständen an uns überweisen.

„Mit einer Mitgliedschaft im Verband laufen viele herum. Sie merken erst bei der Zusammenarbeit, ob Ihr Partner für die Aufgabe geeignet ist.“

Vorab soll überprüft werden wie es mit den Fremdsprachen-Kenntnissen aussieht. Heute kommen die meisten neuen Partner auf Empfehlung zu mir. Ich schaue da auch gerne an, wie lange schon jemand in unserer Branche tätig ist, und ob er einem Verband angeschlossen ist. Mit der Mitgliedschaft in einem Verband laufen aber viele herum, das kostet meist auch jede Menge Geld. Sie merken aber immer erst während der Zusammenarbeit, ob Ihr Partner wirklich für die Aufgabe geeignet ist. Kurz: Sie brauchen Erfahrung, immer wieder: Erfahrung.

NGO: Hm, klingt ein bisschen nach Radio Eriwan, um auf die Erfolgschancen zurückzukommen ..

(lacht) Da haben Sie recht. Ich kann Ihnen ganz genau sagen, welche Länder eher gute, welche eher schlechte „Inkasso-Länder“ sind. Das nützt Ihnen aber rein gar nichts, weil bei jeder Forderung immer die jeweilige finanzielle Situation Ihres Schuldners entscheidend ist. Wenn jemand partout pleite ist, dann hilft Ihnen auch das beste Inkasso der Welt, der beste Anwalt nicht.

NGO: Und wie machen Sie das in der Praxis?

Nun, Sie haben zum Beispiel einen Schuldner im Irak. Wenn ich vor Ort keinen habe, frage ich in der Türkei nach, ob mein Partner dort zuverlässige Kontakte hat. Unsere Kunden profitieren von diesem uralten Netzwerkprinzip. Vielleicht sind wir ja deshalb seit vielen Jahren der Geheimtipp der internationalen Inkassobranche. Zu uns kommen Gläubiger aus China, die in Südamerika einen Schuldner ausfindig machen wollen. Zu uns kommen auch die Inkasso-Unternehmen, die bei Google auf Seite 1 gelistet sind.

NGO: Wie bitte - die kommen zu Ihnen?

„Zu uns kommen auch die Inkasso-Unternehmen, die bei Google auf Seite 1 gelistet sind.“

Ja, natürlich, die verlangen dann oftmals von Ihren Kunden einen Aufschlag auf unsere Preise und geben den kompletten Auftrag an uns, weil sie wissen: Mit DWM funktioniert das einfach, jedenfalls meistens. Und wenn nicht, bekommen sie rechtzeitig, so früh wie möglich eine werthaltige Information. Wir haben im Lauf der Zeit immer mehr Aufträge für’s Ausland erhalten. Ich habe damals nach Lösungen gesucht und war einfach unzufrieden. Viele Büros bieten zwar weltweites Inkasso an, machen aber nichts anders, als Mahnungen ins Ausland zu schicken - mit miserablen Erfolgsquoten, aber hohen Kosten. Natürlich hätten wir uns auch einer Organisation anschließen können, um als Mitglied dann unsere Auslandsforderungen dem jeweiligen Mitglied im jeweiligen Land schicken zu können und umgekehrt von den Mitgliedern die Forderungen für die Schweiz und Liechtenstein zu erhalten. Wir haben uns das lange überlegt, aber ich fand die Idee nicht gut, vertraglich verpflichtet zu werden, Aufträge an Partner zu schicken, wenn ich von deren Qualität nicht zu hundert Prozent überzeugt bin. Da lobe ich mir mein eigenes Netzwerk: Unsere Partner bezahlen keine Jahresgebühren, wir sind umgekehrt nicht gebunden. So bleibt jeder unabhängig und kann selber aussuchen, mit wem er arbeitet.

NGO: Lassen Sie uns mal vom Geld reden, darum geht’s schließlich beim Inkasso, können Sie uns mal ein Beispiel vorrechnen?

Gerne, wir nehmen ohnehin lieber eine geringere Bearbeitungsgebühr und ein Fixum bei Erfolg. In Spanien kostet Sie ein Forderungsfall 50 Euro Bearbeitungsgebühr plus 15 Prozent Erfolgsprovision. Wir haben Partner, die uns beauftragen, von ihren Kunden aber dann 150 Euro Bearbeitungsgebühr und 25 % Provision kassieren, weil sie wissen, dass wir preiswerter sind - und relativ erfolgreich.

NGO: Und das machen Sie weltweit?

DWM bietet nur weltweites Inkasso an. Wir haben noch eine zweite Firma, die IB Score AG, die ihren Sitz ebenfalls in Triesen (Liechtenstein) hat, spezialisiert auf das Inkasso „nur“ in der Schweiz und Liechtenstein. Für alle anderen Länder weltweit arbeiten wir als DWM mit Partnern vor Ort. Der Vorteil für unsere Kunden liegt auf der Hand: Sie haben einen Ansprechpartner und eine gemeinsame Sprache, den Rest erledigen wird.

NGO: Und was unterscheidet dann weltweites Inkasso von internationalem Inkasso?

Inkasso an sich ist immer das Eintreiben von fälligen, unbezahlten Forderungen. Es gibt eigentlich zwei Arten internationales Inkasso: Es entsteht ein Auslandsinkasso, wenn z.B. der Schuldner seinen Wohnsitz ins Ausland verlegt. Oder wenn der Kunde bereits beim Vertragsabschluss im Ausland sitzt.

NGO: Und welche Unterlagen brauchen Sie, bevor ich meine Forderung an Sie übergeben kann?

Wir benötigen die wichtigsten Unterlagen: Rechnungskopien, Verträge, die allfälligen Korrespondenzen. Dazu sämtliche vorhandene Information und Kontaktdaten. Je mehr Kontaktmöglichkeiten, desto besser kann der Partner vor Ort arbeiten. Heißt praktisch: Wenn Sie Ihre Hausaufgaben erledigt haben, geht’s oft zügiger.

NGO: Und in welchen Ländern haben Gläubiger bessere Karten?

„An jeder ausgefallenen Forderungen hängen Arbeitsplätze. Deshalb ist Auslandsinkasso weltweit auch eine gesellschaftlich wertvolle Aufgabe.“

Es gibt Länder, wie zum Beispiel Skandinavien, wo das Datenschutzgesetz uns nicht immer im Wege steht. Unsere Arbeit wird ohnehin durch immer mehr Bestimmungen und Gesetze erschwert. Dabei ist es doch eine gesamtgesellschaftlich wertvolle Aufgabe, wenn jemand dafür sorgt, dass der Lieferant sein Geld auch bekommt, immerhin hängen an jeder ausgefallenen Forderung immer auch gefährdete Arbeitsplätze. Da ist es natürlich schon schwierig, zu sehen, dass in manchen Ländern das Existenzminimum so hoch angesetzt wird, dass viele Schuldner ihr ganzes Leben unpfändbar sind, aber trotzdem ein Leben in Saus und Braus führen. Für den Gläubiger ist so etwas bitter.

NGO: Ab wann sollte man ein Auslandsinkasso beauftragen?

Oh je. In Deutschland gibt es über zehntausend Firmen, die keine Lösung für ihre Auslandsforderung haben. Wir haben natürlich Kunden, die sämtliche Forderungen zum Inkasso übergeben. Die Philosophie dahinter: So einfach schreiben wir unsere Forderungen nicht ab. Das ist auch ein wichtiges Signal: Ungestraft kommst Du hier nicht davon, wenn Du nicht zahlst. Ob es lohnt, eine Forderung zum Inkasso zu übergeben, hängt natürlich immer von der Forderungshöhe und den Konditionen des Auslandspartners ab. Egal ob Inland oder Ausland, es lohnt sich immer, wenn Sie sich nach Ihren Möglichkeiten erkunden - das ist stets besser, als den Kopf in den Sand zu stecken.

NGO: Herr Wolff, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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