DIE Internet-Zeitung
Weltkindertag am 20.09.2013

Kinderrechte in der Praxis oft nicht eingehalten

Am

„Die Chancen für ein gesundes Aufwachsen von Kindern sind trotz aller bestehenden Gesetze in Deutschland höchst unterschiedlich verteilt. Ob Kinder psychisch auffällig werden, ob sie ausreichend mit Vitamin D und Eisen versorgt werden, ob sie ihren Begabungen und Neigungen gemäß gefördert werden und einen guten Start ins Erwachsenenleben haben - all dies hängt zu einem großen Teil vom sozio-ökonomischen Status der Eltern ab. Als Kinder- und Jugendärzte fordern wir, dass alle Kinder in unserem Land endlich auch die gleichen Chancen bekommen. Insbesondere brauchen wir eine Qualitätsoffensive in den KITAs. Die Betreuungseinrichtungen müssen in der Lage sein, Kinder kompensatorisch zu fördern und Nachteile durch ihre Herkunft auszugleichen, denn eine gute Bildung ist der Grundstein für das gesamte weitere Leben." Dies sagte heute in Köln anlässlich des bevorstehenden Weltkindertags der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Wolfram Hartmann und zog eine Bilanz dessen, was sich seit dem Weltkindertag 2012 getan hat


„Durch das im letzten Jahr in Kraft getretene Bundeskinderschutzgesetz konnten wichtige Lücken im Kinderschutz identifiziert und teilweise geschlossen werden. Die Prävention ist durch die Vernetzung der unterschiedlichen Helferprofessionen verbessert worden. Dies sind erfreuliche Entwicklungen, die aber ausgebaut werden müssen. Zeitgleich hat der Bundestag aber das Erziehungsrecht von Eltern und die Religionsfreiheit über das Recht eines jeden Kindes auf körperliche Unversehrtheit gestellt und die rituelle Beschneidung sogar durch medizinische Laien und ohne Garantie der Schmerzfreiheit erlaubt. Damit hat er sich eindeutig gegen das Kindeswohl gestellt und Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit von Kindern legalisiert. Aus unserer Sicht ist dies ein Skandal und wir werden nicht aufhören, das Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit einzufordern. Auch das erneute politische Scheitern eines Präventionsgesetzes mit Schwerpunkt einer frühen primären Prävention im Kindesalter zeigt, dass die Politik dringend gefordert ist, dem Kindeswohl eine größere Beachtung zu schenken.

„Wir brauchen Kinderbeauftragte in den Parlamenten“

Auch in einem anderen wichtigen Punkt müssen wir weiterkommen: Wir brauchen endlich eine Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz und in allen Parlamenten Kinderbeauftragte nach dem Vorbild der Wehrbeauftragten. Diese Kinderbeauftragten müssen mit umfassenden Rechten ausgestattet werden, um staatliches Handeln gemäß Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention darauf zu überprüfen, ob bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, das Wohl des Kindes vorrangig berücksichtigt wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass das Wohl und der Schutz unserer Kinder vorrangig vor allen anderen Interessen berücksichtigt wird."

Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zum Weltkindertag am 20.09.2013

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