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Wer heute mit offenen Augen durch die Welt läuft, sieht immer mehr dieser Smartphone-Jünger, die hypnotisiert und dauerbeschäftigt auf ihren Touchscreens herum tippen, wischen, ziehen und sich quasi rund um die Uhr mit ihrem Lebensbegleiter beschäftigen. Ob im Zug, an öffentlichen Plätzen oder in der Gruppe von Freunden. Selbst skypen beim Autofahren ist inzwischen möglich. Zu jeder Zeit steht der Benutzer mit der Welt in Verbindung. Junge Menschen, die abends zusammen ausgehen, sitzen an den Tischen und beschäftigen sich vor allem mit ihrem kleinen Freund. Das gesamte Erleben wird auf Online-Plattformen und Chatforen verlagert. Das Erlebte wird sofort in Echtzeit bei Facebook gepostet und die anderen Teilnehmer am selben Tisch bestätigen, dass ihnen das gefällt.
Dass Smartphones nicht nur das Leben erleichtern, sondern einen kulturellen und kommunikativen Wandel nach sich gezogen haben sowie immer noch ziehen, ist inzwischen evident. Aber wo Licht ist, fällt auch Schatten. Dieser Wandel ist in vielerlei Hinsicht heikel, in mancherlei Hinsicht sogar sehr gefährlich.
Noch mehr Suchtpotenzial
Dass Smart- und iPhones süchtig machen, wird inzwischen durch verschiedene Studien gestützt. Studien, die selbstverständlich nicht in den Mainstream Medien auftauchen, da die Mobilfunk-Lobby mit allen Mitteln deren weitere Verbreitung verhindert. Aber auch die Nutzer sind nicht unbedingt darauf versessen, sich den Spiegel vor die Nase halten zu lassen. Dabei sind die Urheber der Studien ausgesprochen renommiert. Ein Studie im Rahmen der „Intel Science Talent Search 2011“ stellte fest, dass Schüler tatsächlich zwanghaft SMS tippen und in sozialen Netzen nach Neuigkeiten suchen. Wird ihnen das Mobiltelefon weggenommen, verfallen sie in Apathie und Antriebslosigkeit. Die britische Regierungsbehörde Ofcom beschreibt auf einem 341 Seiten starken Bericht, dass 51 Prozent der britischen Erwachsenen und 65 Prozent der Jugendlichen ihr Smartphone auch benutzen, wenn sie mit anderen zusammen sind. 22 Prozent benutzen ihr Gerät sogar auf der Toilette und im Bad. Die renommierte Standford University befragte 200 Studenten zu ihren iPhone-Verhalten. 32 Prozent der Befragten gaben an, sie seien suchtgefährdet, 15 Prozent meinten, das iPhone habe sie mediensüchtig gemacht und 25 Prozent gaben an, ihr Gerät sei eine Erweiterung ihres Gehirns bzw. Körpers. 3 Prozent hatten ihrem iPhone sogar einen Namen gegeben und 8 Prozent gaben an, ihr iPod wäre eifersüchtig auf ihr iPhone. 7 Prozent gaben zu, dass sich ihr Beziehungspartner wegen der iPhone-Nutzung vernachlässigt gefühlt habe.
Grenzwerte sind kein Schutz, sondern eine Gefahr
Ende 2010 gab es weltweit allein mehr als fünf Milliarden Mobiltelefone. Eine ähnlich hohe Zahl an iPads, Netbooks, Notebooks und anderen Geräten kommen hinzu. Die Funknetze sind in vielen Teilen der Welt bereits flächendeckend ausgebaut. Aber solange sich die Funkwellen unterhalb der Grenzwerte bewegen, gibt es keinen Grund, etwas zu unternehmen. Oder?
Inzwischen mehren sich die Studien, die sehr klar zeigen, dass elektromagnetische Wellen gesundheitsschädlich sind – besonders in der immer stärker zunehmenden Konzentration. Nicht nur die persönliche Nutzung des Mobilfunkgerätes (hierzu zählt auch WLAN und Bluetooth) birgt ein erhöhtes Krebsrisiko, das der Benutzer auf Grund von Dauerbestrahlung eingeht. Inzwischen wird auch der Zusammenhang zwischen dem plötzliche Bienensterben und dem exponentiellen Ausbau der Mobilfunknetze sowie dessen vermehrter Nutzung durch eine steigende Zahl von Anwendern zur Gewissheit.
Dass hochfrequente Strahlung gesundheitsschädlich ist, wurde bereits 1932 bekannt, aber wegen deren militärischer Nutzung besonders im Zweiten Weltkrieg, aber auch während aller folgenden Kriege, nicht thematisiert. Bereits in der nach dem Dritten Reich entstandenen UDSSR wurde die biologische Wirkung elektromagnetischer Strahlung erfolgreich bewiesen. Aus diesem Grund haben die Zuständigen damals den zulässigen Grenzwert für diese Strahlung in den 1970er Jahren auf das 1000fache unter den heute noch in Deutschland geltenden Wert abgesenkt. Studien, die über die Gesundheitsgefährdung der Mobilfunkgeräte aufklärten, wurden in Deutschland schnell durch entwarnende Gegenstudien entkräftet, wenn sich ihre Veröffentlichung nicht verhindern ließ. Das Problem ist schleichend und lässt sich hierdurch gut verschleiern. Würde dem Benutzer nach jedem Telefonat der Kopf schmerzen, wäre die Gefährdung offensichtlich. Da es sich aber um einen Langzeiteffekt der Dauernutzung handelt, laufen entsprechende Debatten immer wieder ins Leere. Darüber, dass Sendeanlagen, Mobiltelefone und DECT-Geräte elektromagnetische Strahlung erzeugen, die wiederum Körpergewebe erwärmt, herrscht inzwischen in Expertenkreisen kein Zweifel mehr. Auch ein offizieller Bericht der WHO bekräftigt dies. Obwohl hier, wie an vielen anderen Stellen unseres Alltages, nur jeder auf sein eigenes Gefühl vertrauen muss. Oder sind wir bereits so abgestumpft, dass wir nicht mehr spüren, wie warm es am Ohr ist, wenn wir das schnurlose Gerät nach einem Gespräch ablegen?
Kommunikative Verarmung
Aber was macht die kleinen fast Alleskönner so attraktiv? Zum einen, dass sie das Gefühl vermitteln, man könne ununterbrochen etwas erleben und sei ständig am Puls der Zeit. Online sein, Nachrichten lesen, abrufen, ob der Zug, den man zu nehmen beabsichtigt, auch pünktlich ist. Und natürlich die sozialen Netze. Jede noch so unwichtige Kleinigkeit mit den vielen „Freunden“ teilen, immer in der Hoffnung viel Zustimmung in Form von „gefällt mir“ zu bekommen. Ist das nicht ein wichtiger Schritt, die Menschen einander näher zu bringen? Wie kommt es aber dann, dass die direkte Kommunikation immer unbedeutender und oberflächlicher wird? Hat das eine etwas mit dem anderen zu tun?
Die Kommunikation in sozialen Netzen hat vor allem den Vorteil, dass sie sich steuern – also kontrollieren – lässt. Jeder kann jedem nur das präsentieren, was er oder sie präsentieren will. Aufgehübschte Fotos, tolle Erlebnisse, die im wirklichen Erleben eher unspektakulär bis langweilig sind oder Partyfotos, die immer gut inszeniert sind, selbst wenn die Party selbst nicht sehr aufregend war. Es ist die Flucht in eine fiktive Welt. Eine Welt, in der alles so sein soll, wie es in Wirklichkeit nicht einmal annähernd ist. In der direkten Kommunikation ist das nicht möglich. Da gibt es im Zweifel Rückmeldungen. Vielleicht sogar unangenehme Rückmeldungen, oder einfach nur das Gefühl der Gewöhn- und Entbehrlichkeit. Die kleinen, hochleistungsfähigen Tamagotchis sollen eigentlich die Isolation überwinden und schaffen sie hierdurch erst. Selbst wenn Menschen gemeinsam etwas unternehmen, sind sie nicht selten isoliert. In sich isoliert. Näheprobleme und Beziehungsunfähigkeit waren noch nie so verbreitet wie in diesen Tagen. Um diese Isolation nicht fühlen zu müssen, bieten sich die kleinen Helfer hervorragend an. Sie helfen zu überdecken und nicht fühlen zu müssen, was aber dennoch eigentlich jedem klar ist. Werden die Besitzer und Benutzer der Smartphones oder iGadgets danach befragt, berichten sie oft freimütig, wie sehr sie von ihrem Spielzeug abhängig sind und wie dünn die wirklichen zwischenmenschlichen Kontakte sind.
Aber vielleicht lernen die kleinen Geräte in künftigen Generationen auch sprechen, fühlen und lieben. Damit wären alle unsere Probleme Vergangenheit, nicht wahr?
Seit mehr als 11 Jahren freier Berater - Autor des Buches "Ökolution 4.0 - Wirtschaftliche und gesellschaftliche Imperative in Zeiten ökologischer und ökonomischer Krisen"