Anfang des 20. Jahrhunderts sah sich Großbritannien außerstande, mit der deutschen Industrie zu konkurrieren. Der amerikanische Diplomat Henry White sollte die Einstellung der britischen Regierung erkunden und traf sich mit Alfred Balfour. Lars Schall zitiert in seinem soeben im Schildverlag erschienenen aufregenden Buch „Mordanschlag 9/11“ folgenden Dialog:
Balfour: „Wir sind wahrscheinlich Narren, dass wir keinen Grund finden, um den Deutschen den Krieg zu erklären, bevor sie zu viele Schiffe bauen und uns unseren Handel streitig machen.“
White: „Wenn Sie es mit dem deutschen Handel aufnehmen wollen, müssen Sie sich eben mehr anstrengen.“
Balfour: „Das würde bedeuten, dass wir eine Senkung unseres Lebensstandards hinnehmen müssten. Vielleicht wäre es für uns einfacher Krieg zu führen.“
Und als Reaktion auf Whites Schock nach dieser Aussage: „… Es geht doch nur darum, dass wir unsere Vormachtstellung behaupten.“
Der Krieg, den die Finanz-„industrie“ der Londoner City und der New Yorker Wallstreet heute gegen die reale Wirtschaft der Eurozone führt, dient genau diesem Ziel: Leute, die nichts Nützliches arbeiten wollen oder können, behaupten ihre Vormachtstellung.
Viele sagen, dass die USA von dem Bankhaus Goldman Sachs regiert werden. Diese Bank zahlt ihren Mitarbeitern (inklusive Pförtnern, Telefonisten, Schreibkräften) ein durchschnittliches Jahresgehalt von 600.000 Dollar. Goldman Sachs hat beizeiten einen Sprengsatz in die Eurozone hineingeschmuggelt: Gegen ein Beratungshonorar von 300.000 Dollar und einen Milliardenkredit hat die Bank die Statistiken der damaligen griechischen Regierung so geschickt gefälscht, dass die Kriterien für den Eintritt in den Euroclub erfüllt schienen. Die Eurokraten in Brüssel haben das perfide Spiel nicht durchschaut.
Und heute zittern alle vor „den Märkten“. Wer ist denn überhaupt dieser „Mr. Markt“? Das Geschäft der Ratingagenturen ist der Handel mit Meinungen. Die ominösen Agenturen haben Ramschpapiere befreundeter Banken mit der Bestnote AAA bewertet, damit ihren Gewinn verdreifacht, ihre Umsatzrendite auf 44 Prozent gesteigert aber Millionen kleine Sparer ins Elend gestürzt und ihnen die Altersversorgung geraubt.
Griechenland ist wirtschaftlich so groß wie Sachsen oder Rheinland-Pfalz. Wir hätten es locker und viel kostengünstiger in den innerdeutschen Finanzausgleich integrieren können. Griechenlands Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Eurozone ist zweieinhalb Prozent. Eurobonds, die an Stelle von Anleihen einzelner Länder von allen Eurostaaten gemeinsam ausgegeben werden, wären am Anfang der Krise eine extrem günstige Alternative gewesen:
Die deutsche Zinsbelastung hätte sich um weniger als drei Prozent erhöht. Bezogen auf die damalige Zinsbelastung von 2,4 Prozent (heute sind es nur noch 1,8 Prozent) wäre die Zinsbelastung dann theoretisch 2,46 Prozent gewesen. Diese Mehrbelastung ist absolut lächerlich gegenüber den gewaltigen und wirkungslosen „Rettungsmaßnahmen“, die jetzt die Eurozone sprengen werden.
Diese Sprengung ist beabsichtigt. Griechenland ist wegen Überschuldung dramatisch herabgestuft worden, obwohl seine öffentliche Verschuldung pro Kopf der Bevölkerung weit unter der öffentlichen Verschuldung der Vereinigten Staaten pro Kopf der Bevölkerung liegt. Spanien dagegen ist wegen zu geringer Verschuldung herabgestuft worden. Ein Land nach dem anderen wird gezielt angegriffen – und jedes einzelne Land der Eurozone ohne auch nur eine einzige Ausnahme steht nach allen Kennzahlen (Verschuldung, wirtschaftliche Entwicklung, Arbeitslosigkeit, Lebensstandard, Infrastruktur etc.) wesentlich besser da als die USA.
Durch die astronomisch hohen und vollkommen realitätsfern ausgedehnten Rettungsmaßnahmen ist nun auch das überschuldete Deutschland endgültig in der Geiselhaft der angelsächsischen Finanzzentren. Daraus gibt es kein Entrinnen mehr, es ist zu spät. Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein hat von sich gesagt: „Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet“.
Dieser selbst ernannte Stellvertreter Gottes auf Erden lässt seine Herrschaft mit der militärischen Allmacht der USA absichern. Gewählte Staats- oder Regierungschefs, die sich dem Diktat der Finanz-„industrie“ widersetzen, kommen – wie John Perkins in seinem Bestseller detailliert aufzeigt – durch Anschläge oder Flugzeugabstürze ums Leben, die nie aufgeklärt werden. Diktatoren werden einfach weggebombt, und ihre Völker gleich mit. Wir können froh sein, dass der Krieg gegen die Eurozone etwas rücksichtsvoller geführt wird.
Dabei gibt es eine Lösung – für Griechenland und für die Eurozone. Sie würde sofort greifen, es Griechenland ermöglichen, sich auf würdige Art zu sanieren und den Euro als die stabilste und stärkste Währung der Welt erhalten. Keine Zeitung schreibt darüber, kein Fernsehsender erwähnt sie, sie wird einfach totgeschwiegen. An dieser Stelle verrate ich sie Ihnen in wenigen Tagen. (wb)